So, ich möchte euch meine Gedanken (wie hier im letzten Beitrag schon genannt) etwas ausführlicher mitteilen:
Das ganze Camping-Thema hat die Emotionen hochkochen lassen. Mittlerweile habe ich den Eindruck, dass doch die Vorfreude überwiegt, da die Veranstalter für einen sehr großen Teil Individuallösungen vereinbaren konnten. An dieser Stelle direkt mal ein Danke an KARO für den Einsatz und das Ermöglichen der ganzen Großcamps, wie wir sie vom Campingplatz Berg gewohnt sind.
Bei der ganzen Sache habe ich den Eindruck, dass vorallem eins stört: die Kommunikation. Klar, Kommunikation war (leider) noch nie die Stärke von KARO, dennoch bemüht man sich in Kontakt zu bleiben (wie hier im Forum) oder gibt Interviews mit der Lokalpresse, um sich selbst zu erklären. Dennoch könnte hier nachgebessert werden. Es gibt sicherlich viele junge Leute, die gerne mal in Form eines Praktikums (Praxissemester = 6 Monate) hinter die Kulissen eines Festivals blicken möchten und sich dabei um die Kommunikation über Social Media etc. kümmern können.
Insgesamt haben sich in letzten Zeit doch einige schlecht kommunizierte Punkte angesammelt wie die oben bereits genannte Campordnung oder die Fragerunde auf Facebook vom 29. Mai. Klar wurden einige Fragen auf der Homepage beantwortet, aber kann man das nicht anders lösen oder zumindest mal kurz eine Rückmeldung geben, dass man die FAQ auf der Homepage erweitert hat?
Neuester Punkt ist die Veröffentlichung des Zeitplans mit neuen Bands, von denen bisher noch keiner wusste. (Okay, der Plan ist scheinbar erst seit kurzem online, da kommt sicher noch was auf Facebook und ein Newsletter). Aber wenn hier die Koordination (Veröffentlichung auf Homepage + zeitgleicher Newsletter / Ankündigung auf Facebook oder Instagram) verbessert wird und auch die Kommunikation etwas transparenter gestaltet wird, dann wären viele schon zufrieden.
(Was mich gerade wieder stört ist das Argument der Lärmbelästigung auf dem Zeltplatz und die damit verbundene Einschränkung von Anlagen inkl. der Nachtruhe. Andererseits wird jetzt laut Plan dafür auch noch Sonntags der Steinbruch bis 3:30 Uhr bespielt. Aber diesen Widerspruch gibt es auch auf vielen anderen Festivals)
Aber nun zu meinen eigentlichen Gedanken, weßhalb ich diese Zeilen überhaupt erst tippe. So ein Festival muss nicht nur den Fans gefallen, sonder muss sich in erster Linie auch wirtschaftlich tragen, damit die Veranstalter nicht drauflegen müssen. In der aktuellen Situation ist das wirtschaftliche Bestehen sicher schwerer als jemals zuvor. Zwei Jahre lang gab es keine Möglichkeit, Geld zu verdienen. Dahingegen mussten die Mitarbeiter beschäftigt und bezahlt werden und die Kosten sind enorm gestiegen. Die Tickets hingegen wurden zu einem Preis verkauft, welcher auf einer Kalkulation von 2019 ermittlet wurde. Ich mache mal eine einfache Rechnung auf: Wenn die schätzungsweise 15.000 Tickets für einen durchschnittlichen Preis von 130€ verkauft wurden, dann ergibt sich ein Erlös von 1.950.000€ aus dem Ticketverkauf. Davon müssen Gagen für Bands, Bühnen, Equipment wie Bauzäune, Wellenbrecher, Security, Infrastruktur, Versicherungen usw. bezahlt werden. Außerdem muss KARO einen Gewinn in diesem Betrag einkalkulieren. Nehmen wir mal an, dass KARO einen Gewinn von 200.000€ einkalkuliert, dann bleiben noch 1.750.000€ für die Ausgaben über. Diese sind aber deutlich gestiegen, nach dem hier zuvor geposteten Artikel nehmen ich mal 20% Preisanstieg an. Das würde bedeuten, dass die Kosten nun 2.100.000€ betragen und somit den Erlöse aus dem Ticketverkauf bereits deutlich übersteigen. Natürlich gibt es noch weitere Erlöse aus dem Merchandise-Verkauf und eventuell auch Einnahmen aus der Vergabe der Lizenzen für Essens- und Getränkeverkauf. Aber sehr hoch werden die auch nicht ausfallen. Ich finde es in Anbetracht dieser Zahlen falsch, dass einige dem Veranstalter hier oder auf Facebook Gewinnoptimierung durch die ergriffenen Maßnahmen unterstellen. Meiner Meinung nach geht es hier vielmehr darum, möglichst unbeschadet die ganze Coronasituation zu überstehen.
Bei allem Unmut bzgl. der neuen Regeln hoffe ich doch, mit meinem Text den ein oder anderen nochmal zum nachdenken angeregt zu haben. Die Kulturlandschaft, insbesondere Festivals wie unser geliebtes Taubertal Festival sind erhaltenswert. Auch wir können unseren Teil dazu beitragen, indem wir das Festival unterstützen. Aktuell können wir das tun, indem wir uns (wie auch vor Corona) auf das Festival freuen, hin fahren, vor Ort die Bands feiern und etwas Merch mitnehmen. Wichtiger ist aber, was wir nach dem Festival machen. Um das Festival am Leben zu halten, zu unterstützen und auch in Zukunft noch auf das Festival in Rothenburg fahren zu können, müssen wir den Vorverkauf anlaufen lassen wie es immer vor Corona der Fall war. Klar, der Ticketpreis wird deutlich höher sein (ich tippe mal auf etwas 120€ in Stufe 1), aber deutlich höher sind eben auch die Kosten. Natürlich muss jeder nach sich selbst schauen und nicht jeder kann sich ein Ticket für 120€ leisten, welches für eine Veranstaltung in einem Jahr später stattfindet. Aber alle die gemeckert haben, dass sie seit zig Jahren auf das Festival fahren, sollten mittlerweile mitten im Berufsleben stehen und sich ein Festivalticket leisten können. 120€ sind 2-4 Einzelkonzerte im Jahr, auf dem Taubertal bekommt man das an einem Tag.
Auch hier nochmal eine einfache Rechnung. Ich gehe auch hier der Einfachkeit haltber wieder von einem Durchschnittspreis von 130€ für die ersten 5.000 Tickets im nächsten Jahr aus. Das wäre eine Summe von 650.000€. Werden jetzt wie wieder im oben verlinkten Artikel lediglich ein Bruchteil (1.300) an Tickets verkauft, so fehlen 481.000€ (650.000€ - 169.000€), mit welchen der Veranstalter in Vorleistung gehen müsste. Dieses unternehmerische Risiko muss KARO erstmal gewillt sein, zu tragen. Ich für meinen Teil werde mich wieder um ein Frühbucherticket bemühen und auf noch viele weitere Festivals auf der Eiswiese hoffen.
