Dagegen (-> stellt euch vor, hier wäre jetzt diese Maus von Uli Stein mit dem Dagegen-Schild in der Hand eingeblendet)
Warum:
1. Projekt zu teuer
Die ursprünglichen Kosten von 4,5 Mrd. € können nicht gehalten werden. Gemäß einem Bericht (Stern oder Spiegel) waren schon immer mind. 4,9 Mrd. angesetzt. Da Bund und Land aber bei Kosten > 4,5 ausgestiegen wären, wurde künstlich nach unten kalkuliert, so dass man 4,1 Mrd. ansetzen konnte. Desweiteren ist schon jetzt absehbar, dass - selbst ohne bautechnische Unwägbarkeiten - die Kosten auf mind. 6-8 Mrd. steigen werden.
2. Projekt nicht sinnvoll, da Auslastung nicht ausreichend bzw. Strecke nicht tauglich
Gemäß dem von der Bahn beauftragten, geheimen sma+ Bericht (der natürlich trotzdem öffentlich bekannt wurde) wird schon jetzt bestätigt, dass die unterirdischen 9 Gleise nicht die selbe Kapazität haben, wie die jetzigen 16. Dies wird zur Folge haben, dass zahlreiche Verbindungen voraussichtlich eingestellt werden müssen. Unter anderem steht dabei auch die stets überlastete IC-Verbindung Karlsruhe-Nürnberg auf der möglichen Streichliste.
Die Neubaustrecke Wendlingen - Ulm weißt eine um über 100 Höhenmeter größere Steigung auf, als die bisherige Route über die Geislinger Steige. Aktuelle, schwere und lange Güterzüge können diese Steigung nicht bewältigen. Es wären 3 vorgespannte Loks notwendig. Dies wiederum ist aufgrund der Kupplungen technisch nicht machbar. Die Bahn umgeht diesen Punkt dadurch, dass sie mit kurzen und leichten Güterzügen kalkuliert, die so aber nur auf dem Papier existieren und dem Sinn von Fracht auf die Schiene widersprechen.
3. Andere Projekte werden nicht realisiert, bestehendes nicht saniert/ausgebaut
Bsp. Rheintalstrecke. Hier bestehen Verträge mit der Schweiz über die Anbindung der Rheintalstrecke an die demnächst vollendeten, neuen Gotthard-Bahntunnel. Die Strecke ist aber bei weitem nicht fertiggestellt und in Teilbereichen noch nicht mal geplant. Im gesamten Bundesgebiet gibt es weitere Bahnprojekte, deren Finanzierung ungewiss ist. Zudem wird der Nahverkehr stark vernachlässigt, zahlreiche Verbindungen werden schon jetzt nicht ausreichend oder überhaupt nicht mehr bedient. Durch dieses Prestigeprojekt werden bundesweit zuviele Gelder gebunden.
4. Kaum Nutzen für die Normalbevölkerung
Es wird immer vom Nutzen für das Volk geredet, aber mal ehrlich.. wie oft fahrt ihr solche Fernverbindungen? Der Nutzen kommt somit vor allem den Geschäftsreisenden zugute. Die Landbevölkerung auf der Schwäbischen Alb wird aber kaum davon profitieren. Die sitzen nämlich unbeweglich im Kuhkaff, weil dort weder Bahn noch Bus noch vorbeikommt. Wenn überhaupt, können die Stuttgarter von dem Bau profitieren. Der Badische Landesteil wird jedoch wieder mal vollkommen außer Acht gelassen. Hier werden seit Jahren wichtige Projekte immer weiter nach hinten verschoben. Siehe auch oben.
5. Städteplanung Stuttgart.... für wen?
In den neu geschaffenen Stadtvierteln auf dem jetzigen Gleisgelände sollen hochwertige Wohnraum und Büroflächen entstehen. Stuttgart hat schon jetzt viel zu viel leerstehende Büroflächen in der Innenstadt, also wird weitere Fläche sicher erstmal nicht benötigt. Hochwertiger Wohnraum dient wieder nur den besserverdienenden. Aufgrund der jetzt schon hohen Mieten im Innenstadtbereich wird sich ein Normalsterblicher sicherlich keine Wohnung in dieser exponierten Lage leisten können.
Desweiteren werden für die Beleuchtung des Tunnelbahnhofs rund 50 Lichtkuppeln, 15m Durchmesser, 6m hoch, installiert. Das sieht einfach scheiße aus und auf der Oberfläche wird wertvoller Raum vergeudet.
6. technische Probleme
Gemäß Bericht auf Spiegel.online scheinen die Sicherheitseinrichtungen, Stromführung, Bahntechnische Steuereinheiten, Brandschutzmöglichkeiten usw. für die Tunnelröhren unter Stuttgart noch gar nicht geplant zu sein. Interne Bahningenieure sprechen hier von einem großen Risikopunkt. Um Kosten zu sparen und mit den geologischen Bedingungen auszukommen, werden derzeit Tunnelröhren geplant, die so schmal sind, dass sie die üblichen bahntechnischen Einrichtungen nicht aufnehmen können. U. a. wird daher mit einem elektronischen Steuergerät geplant, welches die Züge weitgehend automatisch steuern soll. Diese Geräte sind zwar auf dem europäischen Markt weit verbreitet, nicht jedoch in Deutschland. Die Nachrüstung kostet rund 300.000€ je Zug. Es ist nicht damit zu rechnen, dass außer den ICE viele Züge damit ausgestattet werden. Insbesondere Straßenbahnen werden somit die Tunnelstrecken kaum befahren können.
7. Bauunwägbarkeiten
Der geologische Untergrund unter Stuttgart ist sehr kompliziert. Neben Gipsschichten besteht auch die Gefahr, die Mineralwasserquellen zu beeinträchtigen. Beim Tunnelbau in Gernsbach (1.500m) wurde im Vorfeld jedes Haus im Gefahrenbereich auf Schäden untersucht und bei Bauende nochmals. Anschließend wurden für die Gebäudeschäden Entschädigungen bezahlt. Durch notwendige Sprengarbeiten im Untergrund kommt es immer wieder zu Rissen an Gebäudewänden. Die Stuttgarter Tunnel sollen für die Bahnstrecke allein 16km (?) benötigen. (Bin mir mit der Länge net ganz sicher, hab auch was von 33km im Kopf. Das könnten aber auch die Leitungen für das Grundwassermanagement sein).
7. es gibt bessere Alternativen
Die Projektidee K21 zum Ausbau des Kopfbahnhofes weißt gute Alternativen zur jetzigen Sachlage auf. Bei der Großkundgebung vom 30.9. hat ein ehemaliger Mitarbeiter der DB-Projektplanung ein paar weitere Möglichkeiten aufgeführt, die weniger kosten und wesentlich sinnvoller sind.
Reicht das erstmal?
Die Berichte, von denen ich hier geschrieben habe, sind alle im Internet verfügbar. Wer interessiert ist, kann sich unter fluegel.tv auch gern die Live-Streams der früheren Kundgebungen bzw. der noch folgenden anschauen. Fluegel.tv sind ein paar Jungs, die mit WLAN Funkstrecke und Webcam auf einem Bollerwagen direkt vom Bahnhof/Schloßpark senden.
Zu den Vorkommnissen vom 30.9.:
Die Schülerdemo war angemeldet, der zuständigen Genehmigungsbehörde war zu dem Zeitpunkt nix von einer Polizeiaktion bekannt. Zwar hätten die Schüler erst gegen 17 Uhr im Park aufschlagen dürfen, aber da um 11 Uhr der Parkalarm losging, wurde die Demo eben direkt verlagert. Die Polizei ist dabei mit vollem Einsatz gegen die Schüler - und auch alle anderen Demonstranten vorgegangen. Sicher kann man sagen, dass auch der Wasserwerfer und der Zauntransporter besetzt wurden und bei einem Fahrzeug die Reifen zerstochen wurden. Außerdem stimmt es, dass die Demonstranten sich gegen eine Polizeianordnung widersetzt haben und die Sitzblokade nicht freiwillig aufgegeben haben. Dennoch gilt immer noch die Verhältnismäßigkeit der Mittel. Ein paar geworfene Kastanien rechtfertigt nicht, mit gezieltem Wasserwerferfeuer auf Gesichter (!) vorzugehen. Und wenn sich Demonstranten unter einer Plane schützen, muss auch niemand mit Reizgas unter die Plane sprühen. Es ist immer nur die Rede davon, dass die Polizei Beweise dafür hat, dass gewaltbereite Demonstranten angegriffen haben. Diese Beweise hab ich bis heute nicht gesehen. Dafür kenne ich genug Videos von Polizeigewalt. Der ansonsten bei Demonstrationen auftauchende "schwarze Block" nannte sich diesmal "Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit" und war von der Polizei. Da wurden Leute von 2-3 Polizisten festgehalten und von hinten kam einer ran und hat draufgehauen. Meiner Meinung nach stimmt die Aussage, dass Mappus Blut sehen wollte, aber die Gewalt sollte eigentlich von Demonstranten ausgehen. Es gibt in Hamburg, Hannover und Kreuzberg jährlich Straßenschlachten mit Autonomen, bei der die Polizei humaner vorgeht, als gegen die friedliche Demonstration ganz normaler Bürger, vom Punk zum Börsenmakler, vom Schüler zur Rentnerin.
Ich hab die Baumfällaktion bis nachts um 2:30 Uhr live über fluegel.tv geguckt. Die haben den Polizeifunk abgehört. Da kam die Durchsage "vereinzelte Flaschenwürfe auf abgestellte Baumaschinen, ansonsten alles friedlich". Im Radio hieß es am nächsten Tag, zahlreiche gewaltbereite wollten die Absperrung durchbrechen. Was ich gesehen hab, als der erste Baum fiel, waren Leute, die sich weinend in den Armen lagen.
Gleichzeitig lag um 18 Uhr im Regierungspräsidium und beim Bauherren ein Verbot vom Eisenbahnbundesamt vor, nachdem sämtliche Fällarbeiten zu unterbleiben haben.
Meiner Meinung nach sind wir inzwischen an einer Grundsatzdiskussion. Die Landesregierung ist schon zu weit gegangen, um noch zurückrudern zu können. Aber das Kind ist schon im Brunnen. Alle Argumente sprechen eigentlich gegen das Projekt, trotzdem wird es unbedingt durchgedrückt. Reelle Zahlen werden der Öffentlichkeit vorenthalten, Alternativen nicht einmal beachtet.
Die Polizeiaktion war in jedem Fall total überzogen und MUSS Folgen haben. Leider wird ein Untersuchungsausschuss des Landtages von den Parteien verweigert. Die Grünen fordern es, SPD, CDU und FDP lehnen ab. Was gibts denn da zu verheimlichen? Wenn doch so großspurig behauptet wird, dass die Polizei im Recht war, sollte es doch der Regierung gelegen kommen, wenn der Ausschuss genau das dann nachweist. Die wissen genau, was für einen Dreck die am Stecken haben.
So, fürs erste sollte das mal genügen.
Mögen die Spiele beginnen und meine üblichen Diskussions-Gegenparts meine Aussagen auseinander nehmen
P.S.: Oben bleiben! (-> wird übrigens auch das Motto für nächstes Jahr, wenn die Streiterei um den besseren Campingplatz wieder losgeht)