Insgesamt gemischter Eindruck dieses Jahr. Gliedern wirs auf und machens systematisch:
TAUBERTALFESTIVAL 2010
After Action Report
WETTER: Wetter ist außer vom Herrn durch niemanden zu beeinflussen, daher soll das sicher nicht als Kritikpunkt verstanden werden. Es ist mehr so ein "Ja, war halt."-Thema. Ich habe mich vom Regen nicht stören lassen und nachdem ich in einer kurzen Trockenphase auch ohne Probleme das Auto vom Zeltplatz evakuieren konnte, war ich vollends glücklich und zufrieden mit dem Wetter. Wichtig bei Regen wie bei jeder nennenswerten Witterung ist eben - und das muss man so hart sagen - das man ne richtige Ausrüstung hat. Mit der geht alles und bei mir ging alles.
Das durch den Schlamm laufen zehrt allerdings brutaler an den Kräften, ein Thema das wir bei der Musik nochmal finden werden.
BERG: Partycampingplatz Berg macht seinem Namen wieder alle Ehre und hat sich insgesamt vom Wetter nur mäßig beeindrucken lassen. Die Lautstärke erschien mir dieses Jahr eher gedämpft zu sein (schluckt Schlamm vielleicht Schallwellen besser? Vorstellen kann ichs mir), die Zeltplatzsirenen waren aber wieder in ausreichendem Einsatz und nachdem ich mich daheim nochmal in entsprechende Luftalarm-Töne eingehört habe, konnte ich ihrem lieblichen Klang dieses Mal auch lauschen ohne sofort in Deckung zu springen. Den Alarm für die Feuerwehr kennt man hier im Rhein-Neckar-Kreis sowieso nurnoch aus Erzählungen.
Ansonsten wieder richtig geil.
Ein wichtiges Thema dieses Jahr waren die sanitären Anlagen. Die Dixies konnten wohl auf Grund der Witterung nicht gereinigt oder geleert werden, es kam mir aber auch so vor als wären dieses Jahr deutlich weniger Dixies am Platz. Das kann täuschen. Ich als Laie habe aber auch den Eindruck, dass es generell zu wenige waren. Hier wäre vielleicht ratsam, im kommenden Jahr mehr zu installieren. Die Kapazitätserhöhung der Bezahltoiletten und -duschen ist sehr löblich und die Technik war dieses Jahr auch besser. Weiterer Ausbau ist hier ob der enormen Schlangenbildung sicherlich angezeigt.
Die alljährliche Frage, ob es auf den Dixies regelmäßig zu Explosionen von Festivalbesuchern kommt, steht weiter. Anders als durch spontane oder gezielte Sprengungen kann ich mir diese Verschmutzung einfach nicht vorstellen.
MUSIK: Ich hatte dieses Jahr nicht soviel Kraft wie letztes Jahr, wohl weil der Schlamm soviel geraubt hat. Daher habe ich sehr, sehr weniger Bands gesehen. Nämlich nur die Donots, ein bisschen Ska-P, ein bisschen Shantel, The Hives, Prodigy und Irie Revoltes.
Sicherlich schade, aber genug um diese nochmal Revue passieren zu lassen:
Donots: Mehr als "Gut." lässt sich da fast nicht sagen. Ein solider Auftritt von akzeptabler Dauer und mit netten Liedern. Ging gut. Hätte gerne mitgepogt, hat sich aber nicht ergeben. Sehr gut auch das Crowdsurfing des Frontsängers hier, dass ein gewisses Verbot sehr fein ad absurdum geführt hat (obwohl natürlich Quod licet Iovi, non licet bovi gilt). Donots machen Spaß.
Ska-P: Naja. Meins isses nicht.
Shantel: Das ging ja rund! Habs nur von hinter der Bühne und von der Tribüne aus gesehen, aber da musses ja richtig gut abgegangen sein. Das Publikum war top motiviert, und das Club Orkestar war augenscheinlich auch gut aufgelegt. Richtig gut. Gefällt!
The Hives: Herrlich! Rock der ersten Güteklasse mit einem Sänger der eine ausgezeichnete Bühnenpersona hat und eine Präsenz wies selten ist. Und es gab ein Basssolo! Ein motherflippin' Basssolo! Hell yeah!
Richtig richtig klasse! Habe die letzten Jahr gar nicht mehr so intensiv The Hives gehört, das bereuhe ich jetzt. Kannte trotzdem einige Lieder und so muss das einfach sein. Da gehts richtig ab, da gehts rund, da kann man springen und bangen und alle machen mit! So macht Musik Spaß.
Skindred: Fein waren die. 45 absolut gut investierte Minuten mit einem gut gelaunten Frontsänger, guten Tönen und der Musik, die man von Skindred gewöhnt ist. Leider kam ich nicht mehr soweit vor, wie ich gerne gekommen wäre. Moshpit muss da ja sicher richtig geil gegangen sein. Haben mir meinen Nacken entgültig ruiniert und sind ne klasse Truppe.
The Prodigy: *Gähn* Das ist genau der Grund warum ich nicht in Diskos gehe. Endlos wummernde Bässe und darüber Pfeiftöne wie von den alten Modems mit Wählton gehen mir nicht rein. Den Massen, die nach wenigen Minuten The Prodigy entnervt verließen gings wohl auch so. Meine Empfehlung ist weiterhin, sich von Elektro, Hip Hop und ähnlichen Experimenten fern zu halten. Prodigy war für mich der Reinfall der Jahres. Wenn man auf Elektro steht wird das sicher gehn - aber dann gehts halt auf die Sensation White oder whatever.
Irie Revoltes: Im Forum nicht groß über die Bands informieren rächt sich spätestens dann, wenn man einem Freund den Gefallen tut und zu einer einem unbekannten Formierung da bleibt. Ich mag Hip Hop nicht, darüber kann man auch nicht groß diskutieren und dass soll auch nicht der Kritikpunkt sein. Die Musik ansich mag ja für dieses Genre ganz OK sein. Ich wusste aber leider nicht, dass ich für die nächsten gefühlten acht Stunden in einer nicht enden wollenden Lachplatte aus linken Parolen gefangen werde - sonst wäre ich schon vorab geflüchtet. Wannabe-Aktionen für ein "herrschaftsfreies System" kann ich noch gerade so ertragen, aber spätestens als der Frontsprecher "Kein Mensch ist illegal!" skandierte und ich halblaut "Oh doch!" sagte, wusste ich, dass ich hier völlig fehl am Platze bin. Flucht war nicht ohne weiteres möglich, wollte ich den Freund ja nicht stehen lassen. Also musste ich weitere endlose Minuten dieser Parolen ertragen, die dann in "All Cops are Bastards" mündeten. Wenn man die politisieren lässt, dann kann man auch Frei.Wild holen.
GELÄNDE: Das Konzertgelände wurde vom Veranstalter - dickes Lob! - ausgezeichnet auf die Witterungsbedingungen präpariert. Wer gehört hat, was da für Pumpaktionen notwendig waren, weiß das umso mehr zu schätzen. Sehr gut!
Ansonsten isses natürlich immernoch das schönstgelegenste Festival Deutschlands und das "Castle" ist die besondere Freude aller in- und ausländischen Musiker

. Freude machts!
WEITERE ANMERKUNGEN: Die Busfahrpläne verwirrten mich ein wenig. Ich bin am Samstag ohne Umsteigen an den Parkplatz in Freibadnähe gefahren worden, was eigentlich die Linie 3 ist (die Samstags gar nicht verkehren sollte). Zurück gings dann plötzlich nicht mehr über den Campingplatz Berg sondern nur via Eiswiese, Umsteigen auf Linie 1. War ein bisschen verwirrend.
Ansonsten ist der Busservice sehr fein und ein Pluspunkt fürs TOA. Insbesondere wenn man gut gelaunte, lustige Busfahrer hat - kann mich leider an den Namen des einen nicht mehr erinnern, vielleicht sagte er ihn auch gar nicht. Er fährt jedenfalls schon seit 15 Jahren fürs TOA und normalerweise Sattelschlepper und war am Freitag echt gut drauf. Sehr fein sowas!
LUSTIG: War dieses Jahr der Pocketplaner. Insbesondere der Eintrag über Lärm am Zeltplatz hat mich schmunzeln lassen.