Die Russen haben genauso Dreck am Stecken. Aber eben nicht mehr oder weniger als die Amerikaner.
Haben die Russen die Krim völkerrechtswidrig okkupiert? Mag sein. Aber: Die Krim hätte eigentlich nie an die Ukraine verschenkt werden dürfen. Damals hat nur nie jemand gerechnet, dass die Sowjetunion auseinanderbricht. Von daher war es egal, wo die hingehört. Das war auch nach der Wende egal, bis die NATO gemeint hat, sich immer weiter Richtung Osten auszuweiten. Der CIA unterstützte Umsturz in der Ukraine hat das Fass dann überlaufen lassen. Moskau musste um den Flottenstützpunkt fürchten, ergo war die Annexion die einzige Lösung. Zumal alle westlichen Sicherheitsforscher vorher gesagt haben, dass die Ukraine als Pufferzone dienen muss und sich Putin es nicht leisten kann, tatenlos zuzusehen wie die NATO immer näher herankommt. Danach haben eben noch ein paar Kriegsgewinnler gemeint, sie könnten weitere Fläche einvernehmen. Das ist sicher auch mit wohlwollen und Unterstützung der Russen geschehen. Eine gesicherte Pufferzonen in der Ostukraine kommt immer gelegen. Was ich allerdings für absolut an den Haaren herangezogen empfinde, ist die vom Westen unterstellte Absicht, sich auch das Baltikum zu holen. Wenn die NATO dort aber die Truppen verstärkt, schickt Russland natürlich ebenfalls stärkere Kräfte in die Region. Was die NATO wieder zum Anlass nimmt, noch mehr Einheiten ins Baltikum zu entsenden. Wobei allen Beteiligten dabei klar ist, dass selbst die aufgestockten Truppen höchstens ne halbe Stunde länger aushalten würden, bevor sie platt gemacht würden, falls Russland einmarschiert. Also ist alles nur ein sauteurer Auslandseinsatz, der nix bringt aber Konflikte herausfordert, die bei nem Glas Bier am Tresen vom G20 Gipfel besser zu lösen wären.
Oder nehmen wir Syrien. Der Westen hat jahrelang zugesehen und genau gewusst, wohin die Reise geht. 2012 hat Putin gesagt, er löst das Assad Problem, wenn der Westen sich dann in einigen Punkten auch bewegt. Das wollte die USA aber nicht, die gingen davon aus, dass die Rebellen innerhalb von ein paar Monaten gewinnen. Haben sie dummerweise aber nicht. Assad sieht sich als gewählter Volksvertreter, der innere Unruhen mit Aufständischen und der parallele Angriff einer Terrormiliz bekämpft. Dafür wird er von Russland unterstützt, die seine Ansprüche ebenfalls als legitim betrachten. Von seinem Standpunkt aus hat Assad ja sogar Recht. Vergisst man jetzt mal die Foltervorwürfe und den ganzen Scheiß, wurde er ja wirklich von einem Großteil des Volkes gewählt. Also ist es legitim, dass er sein Land gegen die Aufständischen verteidigt. Die Rebellen sehen in ihm halt einen Diktator, den man weg haben will. Aus deren Sicht ist das natürlich ebenfalls ein legitimer Standpunkt. Und weil es gegen Russland geht, wird in Syrien eben ein Stellvertreterkrieg geführt. Der Westen unterstützt daher die Rebellen und achtet dabei wie üblich nicht so genau darauf, wen man alles bewaffnet. Deswegen gehört der Al-Kaida Ableger Al Nusra jetzt zu den Guten. In die ganze Geschichte kommt dann noch durch die Türkei Bewegung, die die Chance nutzen, die Kurden zu dezimieren. Und Daesh verfolgt natürlich ihre eigenen Ziele. Alles in allem geht es aber vor allem um die eine Gas-Pipeline, die da gebaut werden soll. Jedenfalls kann man Russland jetzt nicht als per se Böse in Syrien ansehen, nur weil sie einen anderen Standpunkt vertreten und daher auf der anderen Seite kämpfen, als der Westen. Und das mal Bomben auf ein Krankenhaus oder auf Zivilisten fallen, ist in einem Krieg eben nicht zu vermeiden, auch wenn das jetzt sehr zynisch klingt. Aber auch hier wird immer nur mit dem Finger auf die Russen gezeigt, während die amerikanischen Bomben, die durch deutsche Tornados ein Ziel zugewiesen bekommen, ja immer nur gutes tun. Auch wenn dabei genauso gern Zivilisten getroffen werden. Oder wie eben erst mal wieder ein Krankenhaus in Mossul (anderer Krieg, zählt trotzdem). Darüber wird dann nicht berichtet. Man zeigt ja nicht selbst mit dem Finger auf sich.
Dann kommt das mit den ganzen Hacks. Alle Hacks der letzten Zeit waren ja grundsätzlich russisch. Dabei weiß jeder mit halbwegs Ahnung, dass die Hacks von überall her gekommen sein können und gezielt Spuren gelegt sein können. Sind wir doch mal ehrlich, die Hack-Teams dringen hier in Hochsicherheitssysteme ein. Und dann sollen die nicht wissen, wie man sowas verschleiert? Das sind ja keine IS-Terroristen, die ihren Pass hinterlegen, damit man weiß, wer den Märtyrertod gestorben ist. Der Bundestag ist nachgewiesen ein Inside-Job gewesen. Kein Hack, eher Aktenkopie. Der Demokratenleak war es lt. dem Typen von Wikileaks auch. Aber selbst wenn das russische Hacker gewesen sind.... kann man das als Einmischung in die Wahl bezeichnen, wenn hier Informationen befreit wurden, die aufzeigen, was für eine Schweinebande da zur Wahl ansteht? Natürlich gibt es solches Material sicher auch von den Reps und das wurde nicht befreit. Aber ist das jetzt den Russen vorzuwerfen, hier nur einseitig gehackt zu haben, weil die eben lieber den Reps zum Sieg verholfen haben? Statt hier den Schwarzen Peter hin und herzuschieben, sollte man doch eher die Frage stellen, wie die Dems das ethisch vertreten können, was da so gelaufen ist. Aber dank der klassischen Nach-Vorneverteidigung sucht man sich eben einen anderen Kriegsschauplatz, um damit die eigenen Fehler zu verdecken. Ich kann nur immer wieder auf den Film "Wag the Dog" verweisen.
Wovon man auch nichts hört, ist zum Beispiel die staatliche US-Wirtschaftsspionage in Deutschland (
https://netzpolitik.org/2015/internes-d ... utschland/). Steht das nicht auf einer Stufe mit diversen russischen Hacks? Und warum werden in der Regel immer nur russische Hackerteams aktiv, obwohl doch China nachgewiesenermassen noch viel mehr in die Richtung treibt?
Nein, die Russen sind nicht die Guten. Aber sie sind auch nicht die abgrundtief Bösen, als die sie vom Westen aktuell dargestellt werden. Aber solang die Russen böse sind, kann die USA verhindern, dass sich Europa mehr an Russland annähert und die Wirtschaft dadurch stärkt. Das ist mMn nämlich einer der Hauptgründe dafür, dass wir wieder einen tollen Kalten Krieg führen. Bis vor 5-6 Jahren liefen die Geschäfte zwischen Europa und Russland prächtig. Die Beziehungen waren sehr gut und man näherte sich an. Gleichzeitig förderten diese Beziehungen den wirtschaftlichen Aufschwung in Europa. Inzwischen herrscht Eiszeit, es sind erhebliche Wirtschaftsembargos verhängt. Das trifft insbesondere auch die deutschen Maschinenbauer, die nicht mehr exportieren dürfen und teilweise auf Millionenschweren Aufträgen sitzen geblieben sind. Gleichzeitig nutzt die USA aber gern diverse Ausnahmeregeln des Embargos, um trotzdem noch Geschäfte machen zu können. Das Embargo trifft also vor allem Europa. Russland hat sich aufgrund der Situation inzwischen verstärkt auf dem asiatischen Markt umgetan. Und das zeigt auch wieder, dass die USA wie immer zu kurzsichtig denken. Denn nun wurden die russisch-chinesischen Beziehungen gefestigt und es wächst ein starker Wirtschaftsbund in Asien, gegen den weder Europa noch die USA viel entgegenzusetzen haben. Und trotz allem hängt Europa dermaßen am Rockzipfel der USA, dass das Embargo nicht endlich aufgehoben wird. Dass es mehr als ineffektiv ist, sieht man ja daran, dass sich in der Ukrainefrage nicht viel getan hat. Minsk II wird bis heute nicht eingehalten - wohl gemerkt von beiden Seiten.
Somit wird Europa immer weiter geschwächt, während sowohl die USA, als auch Russland profitieren. Ein vereintes und starkes Europa wäre für beide Lager nicht wünschenswert. Vielleicht sollte man auch mal diese Seite betrachten, bevor man überlegt, wer Gut ist und wer Böse.
Oh, und nebenbei, auch wenn es nicht direkt zur US/Russland-Sache gehört..... warum fliehen Syrer, Afghanen, Pakistani usw. eigentlich nach Europa? Iran, Saudi-Arabien, VAE usw. liegen doch viel näher und sind sicherer zu erreichen. Außerdem passt die Kultur viel besser zusammen. Trotzdem geht der Weg immer nur nach Europa (von Jordanien mal abgesehen). Auch da muss man vielleicht mal die Gründe erforschen.