Ich war ja auch beim Southside und ringe mich nun mal durch was längeres zu schreiben.
Da ich noch Verpflichtungen wegen der Uni hatte und alle meine Mitfahrer eh keine Zeit hatten, entschloss ich mich relativ kurzfristig erst Freitags anzureisen. Ich war dann am Freitag um 9 in Neuhausen und konnte noch einen größeren Platz für unsere 7-Personen Gruppe auf dem Grüner Wohnen Platz reservieren und sämtliche Zelte aufbauen. Der Platz war eben, aber es gab dort auch welche, die wirklich enorm am Hang waren. Dies ist neben der sanitären Situation aber das einzige Manko des Green Camping. Parkplatz direkt am Campingplatz, mega kurzer Weg zu den Bühnen (5 Minuten), Nachtruhe (für mich als jemand der eh schlecht schläft wichtig) und einfach kein Müll. Wirklich gar kein Müll. Ich war und bin immer noch begeistert. Das mag nun alles furchtbar spießig klingen, aber ich finde das ist der richtige Ansatz für die Zukunft. Wir hatten dennoch (oder gerade deswegen) eine enorm gute Zeit auf dem Campingplatz mit unseren Nachbarn
Nun zu den Bands, die ich gesehen habe:
Two Door Cinema Club: Hab ich schon mal vor 2 Jahren beim Southside gesehen und wurde in meinem Eindruck bestätigt. Eine solide Band, die nicht verschweigen kann, dass sie von GB sind.
Wir wollten dann zu The Passenger sind dann aber auf Grund von Überfüllung des Zeltes erstmal zurück an den Campingplatz um ein bisschen zu feiern. Schließlich war dann schon bald Zeit für
Chase and Status: Da darf sich das Taubertal schon mal auf einen Sonntag freuen, der es komplett zerstören wird. Chase and Status sind die zur Zeit vielleicht heftigste Abrissbirne im Bereich des Drum and Bass und werden das Tal definitiv zum Kochen bringen. Man merkte enorm, dass bei der White Stage nur Leute waren die mega Lust drauf hatten. Absolut lobenswert.
Haben dann noch das Ende von QOTSA gesehen und fanden es wie erwartet schlecht. Das ist einfach absolut nicht meine Musik.
Wir haben denn Freitag dann noch gemütlich nachts ausklingen lassen und gefeiert bis die Sonne sich schon wieder mühte aufzugehen. Dementsprechend schnell stand der Samstag auf dem Plan. Der begann mit Frühstück und dann einer riesigen Party bei
Macklemore & Ryan Lewis: Ja, richtig gelesen. Macklemore UND Ryan Lewis. Ich würde sogar soweit gehen und sagen Ryan Lewis & Macklemore, denn was Macklemore von der Masse an schlechten Rappern abhebt sind seine exzellent produzierten Beats und Lieder. Es war wie erwartet brechend voll auf der Blue Stage und Macklemore wusste genau wie er dieses Publikum abholen kann. Leider hat er sich dabei ziemlich verredet und kam nur auf 5 Lieder. Dennoch ein ganz ganz starker Auftritt. Wenn der wieder kommt wird der mindestens Blue-Co-Head.
Wie erwartet, ging es dann zurück zum Campingplatz.

Wir haben das wirklich sehr ausgenutzt, so nah am Gelände zu campen und sind dementsprechend oft gepilgert. Da es für mich auch nur wenig Must Sees gab und das größte Must See auf dem Campingstuhl mir gegenüber saß, habe ich sehr oft in meinem Platz genommen. Doch da mein Must See auch Must Sees hatte ging es dann nach viel zu kurzer Zeit wieder zum Gelände zu
The Hives: Eine typische The Hives Show. Ich bin ja regelrecht verknallt in ihren Frontman. Er ist mit Abstand die coolste Sau im Business und bringt mich immer wieder zum Lachen. Ich habe es richtig genossen und das Tanzbein bereits zum zweiten Mal an dem Tag heftig geschwungen.
Wir haben uns dann aus der Ferne ein bisschen The National gesehen und das klang nach relativ schöner Hintergrundmusik, die man auch gerne während seinem Einkauf hört, da sie einfach nicht aufdringlich war. Als Billy Talent Fanboy hab ich mir dann die ersten 45 Minuten ihres Auftrittes angesehen und war begeistert. Es ist nahezu unglaublich wie sich diese Band zu einem Rockmonster entwickelt hat. Inzwischen sind sie auch Live in der Riege der ganz großen Bands angekommen. Doch "parallel" dazu spielten Portishead und wegen ihnen war ich eigentlich da. Wir reservierten also einen Platz ganz vorne vor der Bühne. Es sollte sich lohnen.
Portishead: Ich hätte am liebsten geweint. Vom ersten bis zum letzten Ton. Bei dieser Band kommt einfach alles zusammen was man braucht um Gänsehaut zu erzeugen. Genial abgestimmte Arrangements, eine unglaublich starke Liveband und die Zerbrechlichkeit von Beth Gibbons. Wie sie auf der Bühne steht, wie sie jeden einzelnen Ton aus sich herauspresst unter Schmerzen und was sie singt lässt einen einfach erstarren. Ich war emotional enorm berührt und nach dem Konzert auch relativ traurig. Ich hatte auf einem Konzert noch nie ein so extremes Erlebnis. Leider spielten auf der anderen Bühne
Rammstein: Und so musste ich mit mega billigen Texte, beschissener Musik und Provokationen in mein Zelt gehen. Ich wäre in dieser Nacht so gerne ganz tief in der Musikwelt von Portishead versunken, doch Rammstein rissen mich schneller raus als mir lieb war. Mehr als ein bisschen Bum Bum ist da einfach auch nicht. Ich verstehe die Verpflichtung von Rammstein unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten, denn es war unumstritten so voll wie noch nie auf dem SoSi, aber musikalisch haben sie einfach gar nicht in das Programm gepasst.
Es war schon Sonntag und für uns hieß es Abbau. Danach gabs aber nochmal ordentlich auf die Ohren.
The Maccabees: War was zum im Gras sitzen und zu hören und genau deswegen haben wir das auch gemacht. Nichts was ich mir nochmal anschauen würde oder genauer reinhören würde. Aber für einen Nachmittag schon vollkommen oke. Es gab danach erstmal Stärkung in Form von Wasser und Handbrot. Es ist einfach das beste Festivalessen der Welt. Und für 4 Euro auch noch einigermaßen im Rahmen. Ein Rahmen den viele andere Stände leider überschreiten. Besonders krass sind hierbei die Getränkepreise. Danach war Zeit für meine Lieblingsband.
Turbostaat: Nach schwachem Beginn als das Zelt sie auch nicht wirklich annehmen wollte sind sie und das Publikum endlich aufgewacht. Am Ende war es einfach wieder ein absolut tolles Konzert. Ich werde absolut NIE satt diese Band zu sehen, da sie einfach das Tollste und Beste sind was unterwegs ist. Leider war das Publikum nicht so mit dem neuen Album vertraut. Dennoch hat das einfach nur mega Spaß gemacht. Auf der Blue hörte ich dann noch die letzten Takte Marteria und ärger mich wieder enorm über die für mich einzig schmerzhafte Überschneidung. Wie sich herausstellt zurecht, denn Marteria zerlegt die Bühne in ihre Einzelteile. Dieser Auftritt wird nachgeholt.
Von der Ferne dann ein bisschen Bloc Party gehört, doch da wollte der Funke nicht überspringen. Es fühlte sich so an, als sei die Band schon relativ stark zerstritten. Umso besser, dass gleich Editors an der Reihe waren die einen klasse Auftritt hingelegt haben. Diese Band hat eine goldene Zukunft vor sich. Davon kann sich jeder beim Taubertal selbst überzeugen. Ich gehe mit den Festivalisten d'accord, dass sie in den nächsten Jahren eine ernsthafte Headoption für die Majors in Deutschland werden.
Auf Grund einer weiteren Überschneidung konnte ich nur die Hälfte von OMAM sehen. Sie waren mir jedoch direkt sympatisch und ihre Musik ging ins Herz und in die Beine. Ich bin mir sicher, dass sie im Gegensatz zu vielen anderen Bands unserer Zeit kein One Hit Wonder bleiben, denn dafür treffen sie den Ton und die Gefühle unserer Zeit zu gut. Bei Ska-P kamen einige alte Erinnerungen hoch, doch ich war einfach zu müde um das ausgiebig zu feiern. Danach hieß es Abschied nehmen von den Freunden, denn die wollten sich den Abfahrtsstress ersparen. Dies sollte sich als sehr intelligent herausstellen.
Arctic Monkeys: Leider ein sehr lustloser Auftritt. Diese Band hat ein unheimliches Potential, doch an diesem Abend haben sie es nur ganz ganz selten aufblitzen lassen. Es war leider auch relativ leer vor der Bühne was unheimlich schade war, dennoch auch wenn die Monkeys keinen guten Tag hatten, hätte es bei einem eskalierenden Publikum klasse werden können. So war es teils gut und teils sehr langwierig.
Am Ende blieb die Abfahrt, die sich schwerer gestaltete als geplant. Wir haben nahezu unglaubliche 2 Stunden gebraucht um von Neuhausen zum Ortsausgang von Tuttlingen zu kommen. Hierbei stellte sich insbesondere die Polizei als sehr unglücklicher Verkehrskoordinierer dar. In Zukunft wäre und ist es hoffentlich eine Option, ein Teil des Publikums nicht nach Tuttlingen direkt, sondern über Nendingen zu schicken, was zu einer enormen Entlastung gesorgt hätte. Hinterher ist man immer schlauer.
Im Großen und Ganzen war es ein unfassbar tolles Wochenende mit einem großteils angenehmen Publikum, einem grandiosen Camp und klasse Bands. Und eben Rammstein.