Eigentlich wollte ich noch auf meine Fotos von Ribbys Kamera (deutlich besser als meine Festival-Cam) warten, aber jetzt kopiere ich hier doch schon mal mein spontanes/subjektives Review von einer anderen Seite rein...
Eines vorneweg: So viele Bands wie dieses Jahr habe ich mir noch nie auf dem TOA angeschaut.
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Review: Taubertal-Festival 2010
Zum Wetter und den sonstigen Rahmenbedingungen des diesjährigen Taubertal-Festivals sollte ja eigentlich alles gesagt sein. Allerdings sollte man Sonnenschein auch nicht als Bedingung für ein gutes Festival voraussetzen, weil gutes Wetter erstens immer Glückssache ist und es zweitens viel mehr darauf ankommt ob man eine Schlammschlacht
annimmt.
Unser Camp ist schon am Mittwoch vor dem Festival angereist. Im Nachhinein wieder mal die richtige Entscheidung, denn zu dem Zeitpunkt war es noch kein Problem mit dem Auto auf den Zeltplatz zu kommen oder Staus zu entgehen. Der restliche Tag ging zum Großteil für das Aufbauen der Zelte und der Pavillons drauf, und abends gab es schon die Möglichkeit zur ein oder anderen Zeltplatz-Tour.
Nach weiteren Treffen mit Camping-Nachbarn ging es Donnerstag Abend dann zu
Emil Bulls in den Steinbruch. Ähnlich wie bei 5Bugs letztes Jahr fand ich, dass die rockige Eröffnung sehr gut gepasst hat und die Jungs für richtig gute Stimmung gesorgt haben. Habe mich dann auch noch dafür entschieden, mir
Turbostaat anzuschauen, obwohl die Musik eigentlich gar nicht meine ist. Die Live-Qualitäten der Band haben mich dann auch positiv überrascht. Ein ganz guter Auftritt, den sie da hingelegt haben.
Am Freitag ging es endlich zum ersten Mal wieder aufs Konzertgelände. Die
Donots waren trotz ihrer frühen Spielzeit Pflichtprogramm und haben mir sehr gut gefallen. Die Idee eines Glückwünsch-Banners für das Festival und eines Bier-Anstichs für die Besucher waren natürlich auch nette Aktionen. Um mir die Zeit bis Friska Viljor zu vertreiben, habe ich dann mal im On3-Wohnzimmer vorbeigeschaut, wo Bela B. ein bisschen Unplugged gespielt hat und interviewt wurde. Dabei auch mal ein Lob ans On3-Team, das sich dieses Jahr wieder viel Mühe mit ihrem Stand gegeben hat.
Friska Viljor wollte ich nach den Empfehlungen von ein paar Kumpels auf jeden Fall sehen, doch letztendlich war diese Band meine persönliche Enttäuschung des Festivals. Irgendwie hat der Draht zum Publikum dermaßen gefehlt, dass es mir teilweise so vor kam, als würden die drei auf der Bühne nur noch ihr Programm runterspielen um schnell wieder abreisen zu können. Der spätere Besuch bei On3 hat die Enttäuschung wieder ein bisschen wett gemacht, aber trotzdem hätte ich mir von Friska Viljor viel mehr versprochen. Dafür konnte aber
La BrassBanda überraschen. Ich kannte vor dem Auftritt kein einziges Lied der Band, aber wer sogar die hintersten Reihen zum Tanzen bringt, muss seine Sache gut gemacht haben. Das Auf und Ab vom Freitag setzte sich dann wieder bei
Bela B. fort, den ich mir noch nicht mal bis zum Schluss anhören wollte. Meiner Meinung nach taugt er - v.a. im Vergleich zu Farin Urlaub - als Frontmann einfach wenig und sollte sich lieber auf Die Ärzte konzentrieren. Anschließend bin ich zur SfN-Bühne gewechselt, wo
We Were Promised Jetpacks gespielt haben. Hatte die Jimmy Eat World - Supportband schon vor dem Festival als Geheimtipp ausgegeben und wurde nicht enttäuscht. Ähnlich wie The Maccabees 2009 ein ganz starker Auftritt eines Indie-Newcomers. Respekt! Danach wieder zur Hauptbühne, wo
Ska-P richtig losgelegt haben. Hat mächtig Spaß gemacht, obwohl ich vorher auch kein Lied von ihnen kannte. Ähnlich war es danach bei
Livingston, für die es wieder zur Nebenbühne ging. Die Band hat auf mich einen sehr sympathischen, authentischen Eindruck gemacht und konnte sicherlich bei dem ein oder anderen Besucher mit ihrem Keinohrhasen-Soft Rock-Image aufräumen. Hätten bestimmt auch die Hauptbühne gerockt! Im Anschluss mit Fettes Brot der erste Headliner des Festivals. Wie schon 2008 haben die Jungs ihr Live-Repertoire unter Beweis gestellt und für ordentlich Stimmung gesorgt! Einer der Top-Auftritte dieses Jahr. Zum Abschluss habe ich mir dann auch noch das Alternative-Duo
Blood Red Shoes angeschaut, von denen ich mir vor dem Festival einige Songs angehört hatte. Live haben mir die zwei noch um einiges besser gefallen und mich vom Klang her an The Subways erinnert. Werde mir das kommende Album der Band bestimmt zulegen. Auf dem Weg zurück zum Campingplatz bin ich noch kurz in den Steinbruch, wo noch
Clockwork Radio gespielt haben. Sie hatten sich ja schon im Tauberplanscher-Forum vorgestellt und so bei den Fans auf sich aufmerksam gemacht. Mit ihren Indie/Pop-Klängen ein entspannter, schöner Abschluss für den ersten ‘richtigen’ Festival-Tag. Könnte mir gut vorstellen, dass man in Zukunft mehr von ihnen hören wird.
Auch für den Samstag hatte ich mir ein straffes Programm zurechtgelegt bzw. hat es sich viel mehr von selbst ergeben, da sich die Bands ja nicht mit einander überschnitten haben. NUFAN und Lagwagon sind bei mir Opfer ihrer Spielzeiten geworden, gegen Abend ging es zu den
Mad Caddies. Nach Ska-P eine weitere richtig gute Ska-Band im Tal. Konnte mir sie allerdings nicht zu Ende anschauen, da ich durch das Planscher-Forum eine Backstage-Führung mit den Veranstaltern gewonnen hatte. Ein echtes Highlight, mal an den Bandmitgliedern von Bad Religion oder Skunk Anansie vorbeizulaufen, oder bei Shantel auf der Hauptbühne zu stehen… Nur eines: So laut wie das Publikum beim Künstler ankommt, hätte ich es mir nicht vorgestellt. Richtig geil, das mal von der anderen Seite der Bühne zu erleben. Vor allem, weil bei
Shantel mehr Leute vor Ort waren, als ich es gedacht hätte, und er so für gute Stimmung sorgen konnte. Doch nach einem kurzen Gespräch mit den TOA-Veranstaltern ging es auch schon wieder ins Publikum.
Bad Religion haben mir besser gefallen, als ich sie erwartet hätte. Trotzdem wird es nicht mehr meine Lieblingsband werden. Genauso bei
Skunk Anansie, die einen energiereichen Auftritt hingelegt haben. Doch zwischendrin habe ich mit
3 Feet Smaller eine weitere Band neu für mich entdeckt. Die Österreicher haben die Nebenbühne gerockt und hatten sichtlich Spaß im Taubertal. Die Zugabe hat der Sänger ‘acapella’ in Mitten der Menge hingelegt - auch mal ein tolles Erlebnis. Vor Jan Delay habe ich noch in
Grand Avenue reingehört, eine Indie-Band aus Dänemark. Keine herausragende Überraschung, aber - von dem, was ich gehört habe - ein sehr ordentlicher Gig. Den Abschluss markierte
Jan Delay samt seiner Band Disko No. 1. Ja, ein bisschen Offenheit gehört zu seiner Musik schon dazu, aber wenn man sich auf die Party einlässt, kann man richtig Spaß bei einem Konzert von ihm haben. Die Band wertet seine Musik auf. Mir hat der Gig gut gefallen.
Am Sonntag habe ich es dann etwas ruhiger angehen lassen und mir noch drei Bands angeschaut. Als erstes ging es zu
The Gaslight Anthem, einer aufstrebenden Rock-Band aus New Jersey. Der Sänger bewunderte die Besucher für ihre europäische Lockerheit und hatte mit seiner Band wohl großen Spaß im Taubertal. Vielleicht ja auch, weil man ihnen von Veranstalter-Seite einen amerikanischen Schoko-Riegel besorgen konnte, den sie seit dem Start ihrer Europa-Tour nicht mehr essen konnten (*). Jedenfalls werde ich mich mal auf die Suche nach einer Platte von ihnen machen. Die restliche Zeit bis zum heiß erwarteten Festival-Headliner The Prodigy wurde mit Rutschpartien auf dem längst vom Regen zerstörten Hang und einem Auftritt von
The Hives anständig überbrückt. Die bestangezogenste (*) Alternative-Band der Welt rockte in blauen Marine-Outfits das Taubertal und konnte beweisen, dass man seit dem letzten Auftritt im Jahr 2008 noch eine Schippe drauflegen konnte. Mit seiner sympathischen Arroganz hatte vor allem Sänger Per Almqvist das Publikum schnell im Griff. Dröhnende Elektro-Beatsvon den Bloody Beetroots oder Sidney Samson kündigten dann den größten Act des diesjährigen TOA an.
The Prodigy sorgten mit einer kräftigen Lightshow und lautem Bass für mächtig Alarm im Taubertal. Auch wenn man kein Fan des Electro Punk ist, lässt man sich von so einem Spektakel gerne unterhalten. Ein würdiger Abschluss für das Taubertal-Festival 2010.
TOPs: Fettes Brot, Jan Delay, Livingston
FLOPs: Friska Viljor, Bela B.
Neuentdeckungen: We Were Promised Jetpacks, 3 Feet Smaller, The Gaslight Anthem
(*) = Unbestätigte Quellen
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