Ich war gestern bei....

Welche Open-Airs besucht ihr sonst noch? Welcher Gig hat euch besonders gefallen / gelangweilt? Ihr sucht Leute für ein gemeinsames Konzert, dann seid ihr hier richtig...

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Re: Ich war gestern bei....

#721 Beitrag von kottsack »

...bei Sommer am Kiez in Augsburg beim Doppelkonzert Kapelle Petra/Montreal.

Sommer am Kiez ist eine schöne Aktion vom Bob, einer lokalen Bekanntheit aus der Gastro, der nebenan auch einen seiner Burgerläden hat.

Also, was ist das Sommer am Kiez? Direkt auf dem Vorplatz vom Bahnhof Augsburg-Oberhausen hat der Bob mit seinen Leuten eine Konzertinsel aufgebaut, die da jetzt einen Monat lange noch steht und wo sich immer wieder Bands ein Stelldichein geben.
Hier der Link zum Programm, wo für jeden was dabei ist: https://www.sommeramkiez.de/

Wer da hinkann, sollte es sich mal anschauen. Es ist wirklich mitten in der Stadt und eine schöne Atmosphäre im Bob-typischen Sperrmüll-Look. Preise sind üblich: Softdrinks 0,5l für 4,50, Bier/Goiß/helles/dunkles Radler für 5€.
Essen gibts außenrum in Dönerläden und was ne Stadt sonst so bietet (ein richtig guter ist in 100m Entfernung - wer hingeht, kann mich gerne fragen, wo der ist), am Gelände gibts einen kleinen Biergarten mit Currywursst/Pommes/Burger/etc.

Für alles ist gesorgt und es ist auch alles zu einer christlichen Uhrzeit vorbei. Länger als 22.00 Uhr dürfen sie nämlich gar nicht,weil es eben mitten in der Stadt ist.

Also, gestern: hingegangen und es war wenig los. Es hat sich ein wenig gefüllt, aber wirklich viele Leute sind nicht gekommen. ABER, es waren viele Leute mit ihren Kindern da. Für die ist das auch super. Mickey-Mouse auf den Kopf und dann können Kinder ich schätze so ab 6-8 Jahren ganz nah an die Bühne ran - und bei Montreal sogar zwei auf die Bühne, die die 2-Minuten-Uhr halten durften. Cool.

Also, los gings mit der Kapelle, wegen der ich da war. Set war gut, ich hab sie erst das 2. Mal gesehen und für mich wars gut und die Leute haben auch ok mitgemacht. Es war halt viel Konzert-Unerfahrenes Publikum da. Die Band hats routiniert runtergespielt. Die sind ja Profis.
Montreal dann danach auch gut wie immer. Die hatte ich aber in den letzten Jahren zu oft und selbst die beste Band leiert dann ein wenig aus bei mir. Ich muss meinen Montreal-Konsum ein wenig runterfahren. Ist aber ok. Auch die haben einen schönen Auftritt hingelegt. Hinterher haben sich die Bands in Teilen noch unters Volk gemischt. Mei, der Platz hat sich dann auch schnell geleert, weil eben nichts mehr war. Ich hab zwischen den Konzerten noch ein wenig mit Gazelle von der Kapelle geratscht, in den ich zufällig reingelaufen bin. Das ist halt das Schöne, dass die nach dem Konzert einfach ganz normale Leute sind und da rumlatschen können, ohne gleich mehrere Handys im Gesicht zu haben. Ich finde das sehr schön. Und der ganze Abend war eine nette Veranstaltung und Leuten aus der Gegend kann ich sie für einen netten Abend wirklich empfehlen. Unterstützt das, wenn ihr aus der Gegend seid und jemand sowas auf die Beine stellt. Das soll mein Appell sein. Und man kann mit dem Zug quasi direkt aufs Konzertgelände fahren! Und man braucht keinen Babysitter, falls die schon sagen wir mal schulpflichtig sind und ist zu einer für Kinder in Ausnahmefällen mal okayen Zeit zu hause!
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Re: Ich war gestern bei....

#722 Beitrag von kottsack »

...Marky Ramone's Blitzkrieg im Backstage in München.

Passend zu Dashs Aussage weiter drüben, dass er das Segeln in der Vergangenheit nicht schätzt, was ich eine sehr schöne Formulierung finde und dem ich auch zustimme, war das gestern vielleicht sowas. Wobei das Segeln in der Vergangenheit sich für mich nicht auf alte Bands bezieht, sondern darauf, immer wieder die gleichen alten Bands anzusehen, denn gestern hat mich bestätigt, dass auch alte Bands erfrischend sein können. Nun aber zum Abend:

Am Backstage angekommen und direkt wieder in den Gängen verlaufen waren wir auf einmal im Biergarten des Backstage und haben da einfach das Beste draus gemacht und noch ein Bier genommen. Dort haben sich auch die Bandmitglieder immer wieder mal blicken lassen (außer der Meister persönlich natürlich). Ja, und als die Vorband The Real Sickies angefangen hat zu spielen, mussten wir einfach nur der Musik nachgehen, die uns von hinten her in den mittleren Raum vom Backstage gelotst hat. The Real Sickies passen wie Arsch auf Eimer zur Hauptband. Vollgas Rock'n'Roll ohne große Pausen, direkt rein ins nächste Lied. Unglaublich alte Musik, die aber irgendwie dazugepasst hat. Der Raum war luftig gefüllt und es war ein sehr schönes Gefühl, zum jüngsten Viertel im Raum zu gehören. Die Real Sickies hatten einfach Bock auf ihre eigene Musik, haben rausgehauen, was geht und perfekt eingestimmt auf das, was da noch kommen würde.

Ich pack jetzt einfach mal ein Lied raus - aufgefallen ist mir keines. Mir hats einfach generell gefallen. Live klingen die ganz anders als hier, aber hier klingen sie auch gut:




Ja, und dann kamen Marky Ramone und seine drei jungen Burschen, die inzwischen auch nicht mehr ganz so jung sind. Marky Ramone hat einfach Chers Haare auf, saß hinten am Schlagzeug und trommelte ziemlich unbeteiligt wirkend vor sich hin. Hin und wieder hat er gegrinst, aber das ist schon lustig, wie der da sitzt, unter seiner Haarmütze und Kaugummi-kauend sanft vor sich hin trommelt. Die Action machen die anderen drei Typen in der vorderen Reihe und die gehen ab wie die Sau. Gerade der Sänger könnte optisch ein Klon von Joey sein. Und so haben sie gespielt - immer so 5-10 Lieder am Stück, unterbrochen nur durch das typische Einzählen, bevor immer eine "Sachen-vom-Schweiß-Sauberwisch"-Pause war. Die war aber auch nur 10-20 Sekunden und dann kam der nächste Block mit 5-10 Liedern. Und so gings Vollgas durch und die Leute sind abgegangen und es war echt. Es war einfach echtes Pogo-Tanzen. Ich hatte ja den Vergleich von vor 2 Wochen beim Southside, wo es das ist, was die 20-jährigen von Pogo meinen zu verstehen. Ihr werdets am Taubertal sehen - ich hab ja schon davon geschrieben. Das gestern war echter Pogo: nach innen in die Zone gerichtet, außenrum wurden die Leute in Ruhe gelassen und außenrum hatte auch keiner Sorge haben müssen, dass er was abbekommt, es war heftig und stark, aber die Leute haben es miteinander und nicht gegeneinander getan - Männlein wie Weiblein. Es war herrlich und so wie es sein sollte. Beim jetzigen geht es ja nur darum, sich selbst als tollen Hengst darzustellen und so zu tanzen, wie es erwartet wird und wie man tanzend gesehen werden möchte und halt den Leuten am Rand eine Reinzuwürgen. Wie gesagt: Die, die aufs Taubertal gehen, werden diese Unsitten denke ich mal erleben.

Irgendwann war dann noch eine Zugabe - nochmal ein Rausch von 4-6 Liedern und als Abschluß natürlich der Blitzkrieg Bop, der alles nochmal auseinander genommen hat. Hinterher am Boden waren Lachen aus Schweiß und Bier, alle sind glücklich nach Hause gegangen, jeder, egal ob Tänzer oder Zuseher, war komplett nass und es war ein Einzelkonzert, das mich so gut unterhalten hat, dass ich endlich mal nicht währenddessen auf die Uhr gesehen habe. Es war genau richtig. Der Meister hat sich einmal sogar ans Mikro getraut und ein "Thank you" rausgelassen. :mrgreen: Aja, und kaum einer hat Handyfilme gemacht. Auch mal sehr angenehm, nicht auf lauter Displays kucken zu müssen. Lag aber vielleicht auch an der Altersstruktur.
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Re: Ich war gestern bei....

#723 Beitrag von rulaman »

eigentlich vorgestern, fällt bei einer Anlaufzeit von grob 38 Jahren aber auch nicht sonderlich ins Gewicht :wink:

Vor 4 Wochen saßen wir( Frau und die Kinder) mal wieder zusammen beim Sonntagskaffee und ich sinnierte darüber, ob ich die vielleicht doch letzte Gelegenheit wahrnehmen sollte endlich mal Bruce Springsteen live anzuschauen.
Meine Frau hatte abgewunken, da wir an sich die großen Venues scheuen, in denen die Weltstars auftreten. Die Preise tuen ein Übriges.
Mein Sohn sagte aber spontan, er würde mitgehen ( "was hat der eigentlich für bekannte Songs?") und so schauten wir also nach Tickets. Da München bereits ausverkauft war fiel die Wahl zwangsläufig auf Hockenheim und der Vater hat die 200 Euro für die Karten klargemacht.
Wir haben seit letztem Jahr den Deal, dass ich die Karten bezahle, der Sohn das Catering.
Am Freitag ging es dann also los Richtung Hockenheim und entgegen aller am Tag danach aufkommenden Kritik an der Anreiseorganisation der Veranstaltung gestaltete sich die Anreise bei uns sehr entspannt und ohne jegliche Verzögerung( anscheinend kamen etliche Zuschauer erst an, als das Konzert bereits eine Stunde im Gange war.). Wir haben, mehr durch Zufall, auch bedingt durch die für uns etwas diffuse Ausschilderung, eine andere Route gefahren als die Masse, was sich als perfekt herausgestellt hat. Auch der Weg zum Motodrom war nicht seht weit, von anderen Parkplätzen musste man anscheinend bis zu einer Stunde laufen.
Das Motodrom ist natürlich ein riesiges Gelände, trotzdem kam es für mich überraschenderweise nicht unangenehm rüber, die aufgefahrenen Preise für Essen, Trinken und den Merch dagegen schon. Obwohl mir das natürlich schon im Vorfeld klar war. 0,5l Bier 6,50, Wasser, glaube ich 5 Euro.
Essen natürlich sehr teuer, so musste ne Feuerwurst für 5 Euro erstmal reichen. Anzahl der Cateringstände vor und im Motodrom fand ich sehr angemessen, auch die Anzahl der Dixis war absolut in Ordnung.
Aufgrund der chaotischen Zustände bei der Anreise verzögerte sich der Konzertbeginn um 30 Minuten, find ich auch gut so, wenn ,man auf so was reagiert.

19.30 ging es dann also los. War ich im Vorfeld noch etwas nervös wie ein Auftritt in einer solch gigantischen Location ( es waren wohl knapp 80000 Besucher) auf mich wirken würde, waren diese Gedanken praktisch bereits beim Opener "No Surrender" wie weggeblasen und ich musste doch tatsächlich ein kleines Tränchen wegdrücken. Ich hatte mir also meinen lang gehegten Wunsch nach Bruce live endlich erfüllt...und der Boss hat einfach geliefert. Was heisst der Boss, die gesamte auf 13 Personen angewachsene E-Street-Band, spielte ein energiegeladenes , zeitweise auch sehr emotionales Set wie aus einem Guß. Springsteen suchte von Beginn an ständig den Kontakt zum Publikum, schrieb Autogramme, setzte sich auf die Absperrung zur ersten Reihe und war permanent unterwegs um mit den Fans abzuklatschen. Der Hauptteil des Sets bestand aus den Songs der Alben "Born in the USA", "Darkness on the Edge of Town" und "Born to tun", aber auch die Songs des letzten Albums mit der E-Street-Band kamen nicht zu kurz. Insgesamt eine runde Setlist mit dem fulminanten Ende "Badlands" und "Thunder Road", gefolgt von der ersten Zugabe "Born to run". Einer der emotionalen Höhepunkte des Auftritts war dann sicherlich beim letzten Stück "Tenth Avenue Freeze-Out" die auf der Videowall eingeblendeten, bereits verstorbenen Mitglieder der E-Street-Band, Clarence Clemons ( dessen Sohn spielt inzwischen das Saxophon) und Danny Federici. Und wenn ein Künstler Songs wie "Born in the USA", "Hungry Heart", "My Hometown" und "I´m on fire" nicht spielt und trotzdem absolut nichts gefehlt hat, zeugt das einfach davon, welchen Stellenwert er in der Musikgeschichte hat.
Nach 2 Stunden 50 Minuten zeitloser, teils mitreissender, teils ergreifender Musik, stand der Boss noch einmal alleine auf der Bühne um mit "I See you in my dreams" den Abend zu beenden.
Die Art und der Blick wie er sich anschliessend ohne Worte vom Publikum verabschiedet hat könnten vermuten lassen, dass dies ein Good-bye für immer gewesen sein könnte. Ich hoffe das nicht, und falls es eine weitere Tour gibt werden wir wieder dabei sein, egal wann, egal wo, egal welcher Preis...und zwar Front of stage.

Klar, früher hat er länger gespielt, aber dies von einem 73-jährigen, der fast drei Stunden mit Freude oder hochemotional alles gibt zu erwarten wäre ja fast schon unverschämt. Man hat ihm am Ende schon angemerkt, dass er sich total verausgabt hatte.
Mein Sohn hat dann noch angemerkt, dass dies in seiner Rankingliste bei Konzerten unter den Top drei gewesen sei, obwohl er im Vorfeld nur wenige Songs angehört hatte.

Was ich in dieser Art und Weise auch noch nicht erlebt hatte war die Tatsache, woher das Publikum kam. Alleine im engeren Umfeld unseres Parkplatzes war das gesamte Bundesgebiet vorhanden. Auch aus Spanien, Italien, der Schweiz, Österreich, Luxemburg, Belgien, Holland, Großbritannien, Schweden, Finnland und Tschechien waren da Autos zu sehen.
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Re: Ich war gestern bei....

#724 Beitrag von Dash »

Auch wenn Springsteen immer ein wenig an mir vorbei gegangen ist - Danke für den tollen Bericht!

Insgesamt - dickes DANKE an alle, die sich nach ihren Konzerten die Mühe machen
und hier einen kleinen, bisweilen auch großen! - Bericht einbringen! Ihr seid die Besten!
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Re: Ich war gestern bei....

#725 Beitrag von kottsack »

Das klingt nach einem ganz großartigen Konzertabend. Glückwunsch und danke für Deinen Bericht.

Auch aus diesem Bericht zeigt sich: es sind normalerweise logistische und finanzielle Idiotien, aber wenn man so einen Wunsch hegt, eine bestimmte Band zu sehen, dann sollte man die Vernunft ausschalten und es einfach machen. :sieg01:

Ich für meinen Teil bereue nur die Konzerte, auf die ich doch nicht gegangen bin, obwohl ich die Bands unbedingt mal sehen will/wollte. Von denen, auf die ich gegangen bin, obwohl es völlig Banane war, das zu machen, habe ich kein einziges bereut.
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Re: Ich war gestern bei....

#726 Beitrag von rulaman »

Dash hat geschrieben: Sonntag 23. Juli 2023, 22:19 Auch wenn Springsteen immer ein wenig an mir vorbei gegangen ist - Danke für den tollen Bericht!

Insgesamt - dickes DANKE an alle, die sich nach ihren Konzerten die Mühe machen
und hier einen kleinen, bisweilen auch großen! - Bericht einbringen! Ihr seid die Besten!
Ich wurde , wie so viele andere auch, zur Zeit von Born in the USA auf Springsteen aufmerksam und kaufte mir damals dann gleich den gesamten Backkatalog samt einiger Bootlegs. Ab Anfang der 90er liess mein Interesse allerdings immer mehr nach, da sich mein Musikgeschmack doch ziemlich veränderte. Trotzdem blieb der Wunsch nach einem Konzert immer bestehen, hat halt nur nie gepasst, zumal ich früher keinen so großen Aktionsradius hatte was Konzerte betrifft. Nach dem Erwerb der Tickets hörte ich nach längerer Zeit mal wieder etwas mehr rein und habe seither einen Springsteen-Ohrwurm vom Aufwachen bis zum Schlafen gehen. (Born to run, Badlands, Promised Land und Backstreets in Dauerschleife) . Hoffte dass es nach dem Konzert vorbei ist... und was soll ich sagen...seither läuft meistens No Surrender :rock02:
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Re: Ich war gestern bei....

#727 Beitrag von Erdbeerschorsch »

… am Sa. beim Noisehausen in Schrobenhausen

Na, ob da mal jemand nicht sein neues Lieblingsfestival für sich entdeckt hat? :D

Das Noisehausen ist ein DIY-Festival, dass der Veranstalter wohl komplett mit ehrenamtlichen Leuten aufzieht. Es findet auf einem Firmengelände statt, d.h. fester Untergrund, kein Matsch… so konnte auch das wechselhafte Wetter mit Regenphasen nicht die Stimmung trüben.

Ich war mit einer Presse-Akkreditierung dort, mehr dazu ggf. mal bei Gelegenheit.
Als ich gegen 3 dort aufschlug, war noch niemand informiert, aber gleich da hat sich das Liebenswerte dieses Festivals gezeigt (was sich über den ganzen Tag erstreckt hat) – ich wurde nett empfangen und konnte dann nach kurzer Wartezeit auf das Gelände… wo die Donots erstmal ihre Fotos für ihre Social Media Kanäle gemacht haben. Einblicke, die man sonst so einfach nicht hat, echt cool. Generell waren viele Künstler auf dem Gelände unterwegs und haben Fotos mit Fans gemacht.

Ich war in allererster Linie wegen Pascow da, Betterov, Acht Eimer Hühnerherzen habe ich gerne mitgenommen, die Donots wollte ich auch noch mitnehmen, doch dazu später noch mehr.
Das Festival charakterisiert eine „charmante Verplantheit“, aber jede/r ist immer hilfsbereit und gibt sein Bestes. Das ist wirklich toll und macht das besondere Flair aus.

Es gibt regionales Bier (glaub 4 €), Wasser 3 €, Essen war schon teuer (Döner, auch aus Seitan 9 €), Kulinarisch das Übliche mit Sandwiches/Burger/Crepes/Pizza, aber nichts Ausgefallenes, das gibt der Platz auch größenmäßig nicht her.
Es waren leider nicht so viele Leute, wie ich erwartet hab, am Fr. muss es aber bei Royal Republic richtig voll gewesen sein.

Das Publikum war bunt gemischt, von Familien mit Kids bis zum Hardcore-Punk – wirklich alles vertreten. Das Ganze liegt auch in einem Industriegebiet, Supermärkte in 5 Minuten Laufweite, wer also evtl. ein bisschen Vorglühen möchte, wird auch gut versorgt.

Ich konnte ein paar Backstage-Einsichten kriegen, auch da zeigt sich einmal mehr das große Engagement des Teams, ich habe tatsächlich keinen einzigen schlecht gelaunten Helfer gesehen, es wurde wirklich alles getan, damit man zufrieden ist – top, absolut top!

Das Ambiente auch individuell, zum Teil mit liebe zum Detail: es gibt Badewannen im Noisehausen-Style, wo man sich gemütlich reinsetzen kann, Strandstühle und auch die klassischen (naja so halb überdachten) Bierzeltgarnituren.
Für alle Hotel- oder Pensionsschläfer gleich ein Tipp: es ist eine kleine Stadt, man sollte sich wohl frühzeitig um Unterkünfte kümmern, bei den drei Taxiunternehmen war, so wurde mir gesagt, nachts niemand erreichbar, da sind dann 20 km zum Hotel schon ein größeres Problem.
Generell scheint die ganze Stadt das Konzept mitzutragen, da beschwert sich dann auch keiner groß.

Zu den Bands und Stages:

Es gibt eine Nebenbühne, die Backyard Stage und die Hauptbühne, die Hawkins Stage. Gelegentlich hat man kurze Überschneidungen, aber soundtechnisch ist das kein Problem.
Schlechten Sound hab ich kein einziges Mal gehört. Die wissen, was sie machen.

In den Pausen lief auf der Leinwand wirklich oft Werbung fürs Taubertal, oft sogar mehrmals :daumenhoch01:

Gehört hab ich:

Acht Eimer Hühnerherzen
Das sind schon so Freaks… nicht schlecht, aber auch nix, was großartig hängen bleibt. Dass der eine Typ dann einen Monolog in einem gewollt äußert schlechtem Englisch und dem Vergleich der Band mit Motörhead und ihrem Sänger (O-Ton) Lemmy Kil-Minister geäußert hat… war schon ein bisschen creepy.

Betterov
Nur von der Bierzeltbank auch gehört und es hat sich leider bestätigt: langweilig. Sehr sehr langweilig. Gefühlt immer dasselbe Lied – aber hey, sehr subjektiv, schaut ihn Euch im Tal an. Ich will da keine schlechte Stimmung verbreiten.

Pascow
Der Grund meines Besuches und ein toller Abriss. 18 Lieder, Auftritte von Hanna Landwehr und Apocalypse Vega von 8EH als Gastsängerinnen, die Band motiviert wie sonst was (gleich mal „das ist unser letztes Open Air für diese Saison und WIR HABEN BOCK!“ losgelegt), das Publikum hat getobt… ein richtiges Punkkonzert eben. Die haben in ihren 70 Minuten alles rausgehauen, was sie drin hatten – großartig.

Donots – cancelled
Dann kam die Frage, schau ich mir die Donots im Regen bis 5 vor 1 an und fahre dann in einem komplett übermüdeten und somit definitiv nicht für andere Verkehrsteilnehmer verantwortbaren Zustand knapp 2 Std. heim? Oder siegt die Vernunft, weil ich sie ja dann eh am Taubertal sehe und schon mindestens 10x gesehen hab. Sie hat gesiegt, neben den ganzen Zipperleins und Wehwechens sicher endlich auch mal ein Plus des Alters.

Abschließend:
sollte nicht irgendetwas Unvorhergesehenes dazwischenkommen, bin ich da nächstes Jahr sicher dabei, werd mich auch nach Bekanntgabe des Termins gleich um eine Unterkunft kümmern.
Das war ein ganz besonderer Vibe – und, wie es hier im Forum auch schon öfter angeklungen ist: jeder hat es selbst in der Hand, wem er seine hart verdienten Kröten in den Rachen schmeißt. Dann lieber kleine Festivals mit Charme als ein überlaufenes Major-Ding.
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Re: Ich war gestern bei....

#728 Beitrag von kottsack »

Danke für den Bericht. Gibt es da einen Zeltplatz und war der ich sag mal "normal" oder ist das ein reines Bandkucken und dann Heimgehen-Festival?
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Re: Ich war gestern bei....

#729 Beitrag von Erdbeerschorsch »

https://www.noisehausen.de/noisehausen-campground/
Unser Zeltplatz ist ein reiner Zeltplatz – No Caravan.
Ich hab mir aber das Campinggelände nicht angeschaut, das hätte ich zeitmäßig nicht geschafft.

Und es gab jeden Abend Sonderzüge der Bahn nach Augsburg und Ingolstadt. Das Festival ist gleich neben dem Bahnhof.
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Re: Ich war gestern bei....

#730 Beitrag von markus.whatever »

Ich war am Freitag beim Noisehausen und würde das so unterschreiben. Die müssen durch Ihre Sponsoren aber richtig viel Kohle reinbekommen, weil das für die Zuschauerzahl schon wirklich alles mega professionell wirkt.
Gesehen habe ich Alex Mofa Gang, Leoniden und Royal Republic, die alle trotz mittelmäßig Wetter eine richtig gute Show abgeliefert haben.

Am Samstag war ich dann beim Altheimer Open Air (in der Nähe von Riedlingen) und hab mir dort Schmutzki, Majan und Leftboy angeschaut.
Das ist auch ein kleines (geschätzt 2.000 Gäste), aber wunderschönes Festival, dass dort seit vielen ahren von der örtlichen Landjugend organisiert wird.

Inzwischen geht es sogar zwei Tage und man kann sogar campen.
Ja von mir aus, dann nennt sich die Mucke halt Deephouse
aber dafür, dass hier niemand tanzt, ist sie ziemlich laut.

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Re: Ich war gestern bei....

#731 Beitrag von Dash »

Erdbeerschorsch hat geschrieben: Mittwoch 2. August 2023, 06:59 https://www.noisehausen.de/noisehausen-campground/
Unser Zeltplatz ist ein reiner Zeltplatz – No Caravan.
Ich hab mir aber das Campinggelände nicht angeschaut, das hätte ich zeitmäßig nicht geschafft.
Wegen Camping hatte ich mich vorab auch eingelesen, weil ich echt daran gedacht hatte am Samstag hinzufahren (was nicht passiert ist):

https://www.noisehausen.de/noisehausen-campground/

°Der Noisehausen Campground befindet sich hier: https://goo.gl/maps/pjtusGLvso5iziJfA
°Parkplätze sind in ausreichender Anzahl in unmittelbarer Nähe vorhanden und kostenfrei.
°Für Festivalbesucher , die mit dem Zug anreisen, steht unser Shuttle Service vom Bahnhof Schrobenhausen bis zum Campingplatz zur Verfügung.
°Der Noisehausen Campground ist ca, 10 Minuten zu Fuß vom Festivalgelände entfernt.
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Re: Ich war gestern bei....

#732 Beitrag von kottsack »

Danke! Klingt ja echt nett. Mal sehen - kommt mit auf die "Ziehe ich in Erwägung"-Liste.
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Re: Ich war gestern bei....

#733 Beitrag von Dash »

kottsack hat geschrieben: Mittwoch 2. August 2023, 14:12 Danke! Klingt ja echt nett. Mal sehen - kommt mit auf die "Ziehe ich in Erwägung"-Liste.
Wir hatten uns ja am Brombachsee kurz drüber unterhalten....von euch solltet es ja nicht weit sein, oder?
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Re: Ich war gestern bei....

#734 Beitrag von kottsack »

Nö, liegt halt da im Niemandsland "überm Lech drüben", da wo sie so komisch reden. Is ne halbe Stunde, wenn man gerne Landstraße fährt, ne Dreiviertelte, wenn man nicht will, dass einem die Mitfahrer das Auto vollspeiben.
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Re: Ich war gestern bei....

#735 Beitrag von vfbler »

Beim Altheim Open Air war ich auch schon zweimal, absolut zu empfehlen!
Kleines aus einem Jugendklub organisiertes Festival, alle super nett, Ehrenamtlich vielleicht nicht immer professionell in der Orga, aber das macht nix.

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Re: Ich war gestern bei....

#736 Beitrag von Pommes »

... bei den Ärzten in der Offenbacher Stadthalle.

Nachdem die Tour letztes Jahr wegen den Corona Nachwehen ausgefallen ist und durch die kleine 4000er Location in Offenbach ein weiterer Anreiz gegeben war, haben wir uns Karten besorgt. Der Vorverkauf war auch ne typsiche Ärzte Aktion: Hallentour, morgen Vorververkauf, nächste Woche erstes Konzert.
Eine Vorband gab es nicht, es ging direkt um 20 Uhr los. Der Opener war direkt mit "Wer verliert hat schon verloren" etwas lame. Da ich vor Konzerten aber immer die Setlisten der bisherigen Konzerte anschaue, wusste ich ja ungefähr was auf mich zukommt. Bei "Mein Baby war beim Frisör" kam dann schon erstmals etwas Stimmung auf, wurde dann aber mit "Tamagotchi" wieder zu nichte gemacht. Mit zunehmender Konzertlänge wunderte ich mich aber etwas über die Trägheit der Leute um mich rum bzw. in der Halle. Alle waren zwar schön am Kopfnicken aber von richtiger Partystimmung konnte keine Rede sein. Auch der Pogo Kreis war für mein Empfinden etwas klein und auch untypisch auf der linken Seite angesiedelt. Diese Achterbahn zog sich gefühlt durch das ganze Konzert, wobei auch uraltes Zeug gespielt wurde was ich teilweise nicht kannte. Das Planet Punk Album sowie 13 kann ich wahrscheinlich durchgehend auswendig mitsingen, vom ersteren wurden auch 6 Songs gespielt. So richtig "Klick" hat es bei mir trotzdem nicht gemacht und ich hatte das Gefühl, ich war damit nicht alleine.

Es folgten 3 Stunden Konzert, 40 Songs aus allen Jahrzehnten und natürlich ein paar Labereinheiten der Band. Die Interaktion mit dem Publikum war früher irgendwie auch mal mehr, wobei ich den Ärzten nicht unterstellen möchte, dass Sie keinen Bock hatten. Bei den letzten 10 Songs gingen wir in den Pogo-Kreis, in dem u.a. bei "Hurra", "Wie es Geht", "Schrei nach Liebe" gefeiert wurde. Ob sich hier etwas mehr bei restlichen Publikum tat, lässt sich dann natürlich schwer beurteilen.

Es war also ein schöner aber kein überragender Abend. Lag es am Offenbacher Publikum? Ist das Publikum generell etwas zu alt geworden? War es die falsche Songauswahl? War es vielleicht auch nur meine (falsche) Wahrnehmung? Wahrscheinlich irgendwie eine Mischung aus Allem.
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Re: Ich war gestern bei....

#737 Beitrag von Dash »

Ich freu mich schon immer auf DÄ live, aber ich hab auch den Eindruck, dass da die Liveluft ein wenig raus ist.
3 Stunden schön und gut, ich bin aber einfach der Freund von kurz & knackig. 80 Min Vollgas und gut finde ich besser
als 3 Std. mit etlichen Längen.
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Re: Ich war gestern bei....

#738 Beitrag von markus.whatever »

Dash hat geschrieben: Sonntag 3. September 2023, 09:49 Ich freu mich schon immer auf DÄ live, aber ich hab auch den Eindruck, dass da die Liveluft ein wenig raus ist.
3 Stunden schön und gut, ich bin aber einfach der Freund von kurz & knackig. 80 Min Vollgas und gut finde ich besser
als 3 Std. mit etlichen Längen.
Ich generell auch, aber die ärzte brauchen die 3 Stunden.
Ist aber auch die einzige Band, bei der das (für mich) funktioniert.
Ja von mir aus, dann nennt sich die Mucke halt Deephouse
aber dafür, dass hier niemand tanzt, ist sie ziemlich laut.

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kottsack
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Re: Ich war gestern bei....

#739 Beitrag von kottsack »

....bei BEVN im Club Milla in München.

Im Club Milla kann man dem ganzen Oktoberfest-Wahn mit den ganzen schlimmen Touris und Dorfbauern, die einmal im Jahr ihren Landkreis verlassen, wunderbar entgehen und grundsätzlich eine schöne Zeit haben. Das Milla ist mitten im wunderbaren, langsam getrifizierten Glockenbachviertel gelegen und ein wunderbar Ort für alle Andersartigen, nonkonformistischen angenehmen Menschen. Ranzig und abgefuckt, aber gleichzeitig heimelig und ich glaube, wäre das Konzert nicht im Milla gewesen, hätte ich keinen Bock gehabt, mich durch eben oben beschriebenes Wiesn- und Freudetrunktenes Bayern-Fanvolk, weil sie wieder mal ganz überraschend eine Mannschaft besiegt haben, deren Kaderwert geringer ist als der Wert, den sie für einen Stürmer ausgegeben haben, durchzuarbeiten. Scheiß Bayern. Aber das soll nicht das Thema sein.

Der Konzertbereich im Milla ist etwas besonderes. Der ist aufgebaut, wie ein Ubahn-Tunnel, der eine Linkskurve nach unten macht. Der Raum wird so 50-60 Meter lang sein, ca. 8-10m breit und auf die ganze Länge hat er einen Höhenunterschied von bestimmt 5 Metern. Das heißt, man steht schief, aber das heißt auch, dass man von überall aus einen super Blick auf die Bühne hat, weil die am tiefsten Punkt des Raumes sitzt. Also ganz was Besonderes. Ich seh ja von überall aus was, aber dort sehen auch Leute unter 1,70m endlich mal die Bühne. Das ist so toll. Und das Ambiente ist einfach einzigartig, weil es auch was von einer Grotte hat irgendwie.

So, und da kamen wir gestern hin, sie haben den halben Raum verkauft bekommen - im hinteren Bereich war Leere und wir haben uns also zwei Künstler angeschaut, auf die die Jüngeren wohl so stehen.
Den Anfang machte ein Typ, der alleine auf der Bühne war, Musik kam komplett aus der Konserve und es war Rap mit Gitarrenpunk-Musik. Das waren gute Lieder. Dem ist aber halt einfach durchgehend wirklich ernsthaft die Puste ausgegangen. Also, das ist was, worüber man eigentlich nicht reden müsste. Aber der hat während der Lieder konditionell schlapp gemacht und konnte nicht mehr. Dann war halt nur noch Konserve. Abgefeiert wurde er trotzdem. Ich hab mir zu dem Zeitpunkt noch gedacht, "Gut, Amateur, is jetzt nicht der Burner, aber ok.". Ich versteh das nicht, weil das essentielle Sachen für einen Bühnenauftritt für mich sind, dass der Sänger nicht nach 1,5 Minuten bei seinem Lied abkackt. Bei jedem Lied.


Naja, war nach 6 Liedern oder so wars vorbei und dann kam der BEVN mit einem Typen, der eine Gitarre gehalten hat und ein Typ, der sich hinter ein Schlagzeug gesetzt hat. Und jetzt kommts: es war alles Playback und das ist für knapp 30 Euro eine Frechheit. Alle Lieder, alles war Playback. Die haben ständig ihre Einsätze verpasst, die Schlagzeugschläge haben nicht zum gespielten gepasst, es war kein Bass auf der Bühne, 1-2 Gitarren. Dann schnallt sich dieser Heini eine Gitarre um, tut so, als wenn er einen Anfang spielen würde, nimmt die Hände ans Mikro und die Gitarre spielt weiter. Sogar der Gesang kam vom Band und er hat halt immer wieder mal drübergesprochen. Ist auch teilweise nicht mal am Mikro gestanden, wenn Gesang war. Also, ich glaube, wenn ich das hier schreibe - das kann sich keiner vorstellen, wie weit das von jedem echten Konzert weg war, das ich je gesehen habe und das ihr je gesehen habe. Und die Kiddies feiern das auch noch ab?! Der gehört von der Bühne gebuht! Das war eine pure Verarsche der Leute.

Ich glaube aber eh nicht, dass da so viel noch passiert. Ich meine, ich habs ja schon bei anderen ich nenns mal "Achtsamkeits-Kinder-Konzerten, wo sich jedes Lied um "Hey, du bist Psycho, aber das ist cool" geht beobachtet, dass die sich alle diesen Playback-Scheiß gefallen lassen. Und was ich gestern gemerkt habe und weshalb es mich nicht wundern würde, warum die eh vielleicht keine Bühne bekommen sollten: die konsumieren überhaupt nix. Ich war ja im hinteren Bereich gestanden - während Vorband und Hauptband durchgehend. Und die haben in der Zeit, wo ca. 70 Leute da waren, keine 10 Getränkeeinheiten verkauft. Meine Begleitung und ich hatten 4 Bier und 4 Schnäpse - und haben damit ungelogen glaube ich für ein Drittel des Umsatzes gesorgt. Und wenn sie was verkauft haben, dann wars Wasser. Ich hab nicht auf jede Flasche geachtet, aber wenn ichs gesehen habe, wars nur Wasser.

Also, für mich wenig Zukunftsträchtig die ganze Sache. Der BEVN selbst kann mir gestohlen bleiben für diesen Witz. Auf Platte gerne - in guten Momenten klingt der wie die neuen Blink-Sachen und er hätte es ja auch drauf - aber das ist peinlich, lächerlich und nicht würdig, auf irgend einer Bühne zu stehen.

Der Döner hinterher war gut. Und das Milla. Aber der Rest vom Abend war zum Vergessen. Und das nur, weil der Depp sich nicht traut, live zu spielen. Es muss ja live nicht perfekt sein - verlangt auch keiner. Aja, er konnte als Zugabe nur das Introlied nochmal spielen, weil dafür nur das Playback von vorne gestartet werden musste. Mitten rein springen ging in der MP3 wohl nicht...und dafür 30 Euro bezahlt...


Let the revels begin
Let the fire be started
We're dancing for the desperate and the broken-hearted

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Re: Ich war gestern bei....

#740 Beitrag von Dash »

BEVN hattest du ja auch auf deiner letzten HF-CD.
Dein Urteil ist ja....vernichtend! Sicher auch zurecht.
Und mMn auch ein Spiegelbild unserer Gesellschaft: es reicht halt gut auszusehen und die Fresse gut auf TikTok in Kamera zu schieben.
Am besten mit Filter und die Stimme dann per AI etc modifiziert.

Aber mei, es ist halt nicht der "Künstler" das Problem, sondern der Konsument.
Ansonsten leider das derzeitige Phänomen (der Gen Z?): mehr Schein als Sein!

30€ sind dann allerdings eine pure Frechheit. Hast du wenigstens Buh gerufen?
Solltest deinen Bericht eigentlich an andere Stelle mal anbringen...TikTok? :lach02: Ernsthaft, YouTube?

Club Milla schaut aber mega interessant aus! Erinnert mich ein wenig an den Club Stereo in Nbg. oder
den Keller-Club in Stuttgart, den es ja leider nicht mehr gibt!
kann man dem ganzen Oktoberfest-Wahn mit den ganzen schlimmen Touris und Dorfbauern, die einmal im Jahr ihren Landkreis verlassen
:10:
Where's your anger? Where's your fucking rage?
(BoySetsFire || After The Eulogy)

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