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Elton
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Re: Wichtig für jeden

#61 Beitrag von Elton »

Thema Mindestlohn:

Ich finde es auch nur richtig, dass ein Mindestlohn eingeführt wird. Das ganze funktioniert aber nur, wenn es flächendeckend und über alle Branchen passiert. Sonst kann es sein, dass die Reinigungskraft von heute eine "sonstige Arbeitskraft" von morgen wird und somit wieder nicht unter die Regelung fällt. Solche Schlupflöcher werden ja ständig genutzt. Wenn man aber hergeht und sagt, alle Arbeitnehmer in Deutschland bekommen nicht unter 7,50€ (mit klar spezifizierten Ausnahmen bei Minijobs, welche bestimmte Kriterien nicht übersteigen dürfen), dann kommt keiner mehr drum rum. Das könnte dann auch dazu führen, dass manch einer, der bisher sagt "ich geh net für weniger Geld arbeiten, als ich bisher an ALG2 bekomm" mal drüber nachdenkt. Wenn ich inkl. Wohngeld und sonstigen Anteilen am Sozialtopf am Ende des ALG2 Monats 600€ zusammen hab, warum sollte ich dann für 500€ irgendwo zum putzen gehen?

Thema Wehrpflicht:
Grundwehrdienstleistende (GWDL) müssen einen Zettel ausfüllen, in dem sie ihre grundsätzliche Bereitschaft zum Auslandseinsatz bekannt geben. Wer da nein ankreuzt, ist von vorneherein draußen. Wer ja hat, kann theoretisch auch für Afghanistan oder Somalia gezogen werden. Dann gibts zum einen den doppelten Wehrsold da Auslandsverwendung, zum anderen einen entsprechenden Betrag für Krisengebiete usw. Bin mir net sicher, aber ich mein irgendwas um die 75€ pro Tag im besten Fall. Wobei der beste Fall gleichbedeutend ist mit Kriegsgebiet. Warum Afghanistan noch immer im offiziellen Wortlaut kein Krieg ist, hat dabei ganz andere Gründe, die jetzt grad net ins Thema passen.

Nur, weil jetzt die Wehrpflichtarmee zur Berufsarmee wird, heißt das aber noch lange nicht, dass wir weniger Standorte brauchen. Um die Einsatzfähigkeit zu gewährleisten, wird einfach eine Mindestzahl an Truppen benötigt. Und die Zahl dürfte irgendwo bei um die 150.000 Leuten sein. Derzeit haben wir 200.000 bei um die 30-35.000 Wehrpflichtigen. Somit gibt es vielleicht ein Potential von um die 50.000 Soldaten, entsprechend grob geschätzt 35 Kasernen. Für diese Leute braucht man wie Tyler gemeint hat tatsächlich weniger Ausrüstung. Aber schon heute wird auch in der Bundeswehr Kanibalismus betrieben. 10-20% des vorhandenen Geräts ist nicht einsatzfähig, da Ersatzteile für andere Fahrzeuge benötigt wurden. Aufgrund des knappen Wehretats und steigender Auslandseinsatzkosten ist einfach nicht genug Geld für Nachschub da. Und die guten, neuen Ausrüstungsteile (z. B. Infanterist der Zukunft oder DINGO2) kosten einfach zuviel. Spare ich die 35 Kasernen und entsprechende Personal-, Ausrüstungs- und Verpflegungskosten ein, kann ich das Geld klar z. B. in die Pflege stecken. Aber ich muss bei Berufssoldaten eben auch höhere Anreize schaffen, damit die überhaupt den Job machen.

Wenn ich jetzt aber 50.000 Mann reduziere und 35 Kasernen dicht mache, dann kappe ich aber auch die Nachschubbedarfe an Kleidung, Wurst, Brot, Reinigungspersonal, Munition, Zivilpersonal und so weiter. Von den privaten Ausgaben der Einheiten ganz abgesehen (Disco, Kino usw.) Und wer hat das Zeug geliefert? Bei der Verpflegung in der Regel regionale Anbieter. Grade in Bayern sieht man zum Beispiel, was bei Schließung der Kasernen passieren kann. Bei meiner Grundi-Kaserne in Bayreuth wollte man ursprünglich die dort ansässigen Jägertruppen verlegen und zumachen. Dann haben die Lieferanten erstmal gemerkt, was alles wegbricht. Also kam es zu Verhandlungen und die Luftwaffe hat die Kaserne übernommen. Inzwischen ist die aber trotzdem zu, obwohl es eine sehr schöne Liegenschaft war.

Die Bundeswehr und auch ausländische Streitkräfte darf selbst der überzeugteste Pazifist eben net einfach nur als unnötiges Übel betrachten, sondern muss immer auch an den Wirtschaftsfaktor denken. Und die Umstellung zur Berufsarmee würde meiner Meinung nach wesentlich mehr Nachteile als Vorteile bringen.

Außerdem.... frag mal die Leute im Oderbruch, ob die nicht glücklich darüber waren, als damals bei der Flut plötzlich soviele Pioniere da waren, die geholfen haben. Wenn es nur noch eine Berufsarmee mit reduzierter Stärke gibt, ist sowas auch nur noch in reduziertem Umfang drin.
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Re: Wichtig für jeden

#62 Beitrag von Tyler_D »

Hmm, was die versorgung von Standorten angeht das ist halt so eine Sache. In Kreisen wo kein Standort der BW ist überleben die Firmen auch. Als Privatmann kann man sich halt nicht auf den Staat berufen, damit das Geschäft weiter läuft wenn ein Standort dicht gemacht wird. Da muss man sich dann schon was einfallen lassen, um über Wasser zu bleiben.

Beim Oderbruch waren aber auch sehr viele freiwillige Helfer von Feuerwehr und THW im Einsatz. Selbst aus unserer Region sind einige Löschzüge damals dort hin.
Ich glaube das bei solch einer Katastrophe sich noch mehr Freiwillige gefunden hätten, wenn die BW dort nicht hätte helfen können. Ausserdem würde selbst bei einer reduzierten Truppenstärke einer Berufsarmee noch genug Soldaten für solch einen Hilfseinsatz zur Verfügung stehen.
Durch die Bündnisse in der Nato braucht ein Land doch gar nicht mehr so viele Soldaten. Der kalte Krieg ist vorbei, der Osten ist nicht mehr das Feidbild :wink:
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Re: Wichtig für jeden

#63 Beitrag von Elton »

Tyler_D hat geschrieben: Durch die Bündnisse in der Nato braucht ein Land doch gar nicht mehr so viele Soldaten. Der kalte Krieg ist vorbei, der Osten ist nicht mehr das Feidbild :wink:
Wenn man es so sieht, braucht eigentlich eh kein Land eigene Streitkräfte. Island hat ja auch keine. Dann wär endlich mal Ruhe in der Welt. Dummerweise ist der Mensch aber streitsüchtig. Im Moment haben wir zwar nur Freunde um uns rum, aber wer weiß, wie lange das hält. Von daher können wir den Laden leider net dicht machen.
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Re: Wichtig für jeden

#64 Beitrag von Dash »

Dash hat geschrieben:Das Volk hat gewählt. Muß man respektieren.
Nachvollziehen kann ich es nicht. Die Kombination die den Dt. Staat
in der Ära Kohl in den Ruin getrieben hat ist wieder an der Macht.
Und dann noch die FDP, der Sargnagel der sozialen Marktwirtschaft.
Jedem Volk, die Regierung, die es verdient ?

Jedenfalls können wir uns ja schon mal auf die versprochenen
Steuersenkungen freuen. Prost & Mahlzeit.
Dieser Beitrag wurde vor 2 Jahren verfasst (28.09.2009).
Schon super wie es die Regierung in nicht mal 2 Jahren geschafft hat den Karren
gegen die Wand zu fahren. Und dass die FDP am Ende ist, hat sie die Tage mal wieder
eindrucksvoll bewiesen.

Schlimmer geht nimmer, egal was für eine Regierung danach kommt.
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Re: Wichtig für jeden

#65 Beitrag von kottsack »

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Re: Wichtig für jeden

#66 Beitrag von DocBrown »

Das Problem ist das SPD, Grüne und die Kommunisten auch keine Alternative sind.

Ich bin JU-Mitglied und gerade in diesen Zeiten ist das eine schwere Mitgliedschaft. Die CDU tut ja was sie kann um ihren Wählern ins Gesicht zu spucken, die FDP ist nurnoch lächerlich, die CSU schwankt zwischen bayerischem Alpensozialismus und Nichtexistenz. Merkel selbst richtet sich immer nach dem Wind, insbesondere wenn der Wind aus Brüssel weht. Der Rest des Kabinetts ist farblos bis unerträglich.

Der CDU täte es jedenfalls gut, wenn sie sich mal vier Jahre in der Opposition erholen könnte und wieder zu ihren Wurzeln zurückkehrte. Ich möchte mir nur nicht vorstellen was die Trias aus SPD, Grüne und SED in diesen vier Jahren veranstalten könnten.


Mich erinnert die Situation der CDU ein wenig an die der US-Republikaner 2008 (ich bin der einzige Deutsche, der die klasse findet und mit ihnen weit mehr politische Gemeinsamkeiten aufweist als mit jeder Partei hierzulande [aber bei der schlechten Berichterstattung der Medien hierzulande über die USA ist das kein Wunder]). Die Parteioberen verraten und verkaufen die Ideale der Wählerschaft, fahren eine unpopuläre Politik und verlieren Wahlen, aber heftig. Aber danach haben sie dazugelernt und 2 Jahre später wieder kräftig gewonnen. Mit etwas Glück klappt es in 2 weiteren Jahren Obama wieder abzuwählen.
Die CDU verliert seit Merkel an der Macht ist konsequent jede Wahl. Große Teile der Stammwähler wandern in die Nichtwählerfraktion ab, die Basis beschwert sich und wird (noch?) ignoriert. Vielleicht muss erst die Bundestagswahl verloren gehen bevor man im Adenauerhaus wach wird und Konsequenzen zieht.
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Re: Wichtig für jeden

#67 Beitrag von kottsack »

Ich hoffe so auf Rot-Rot-Grün. Das wird Spass hoch 10! Und dann geht Deutschland total pleite. Großverdiener schaffen was sie können ins Ausland und versteuern gar nichts mehr, den Kleinen gehts noch beschissener, weil ihnen aufm Amt der Mittelstand auch noch auf den Füßen rumtritt, dank Mindestlohn wird die 10Mio-Marke bei den Arbeitslosen geknackt und die Industrie wandert in den Ostblock, aber dafür ham sich alle lieb und Deutschland wird Weltmeister, also bekommts eh keiner mit. Ick freu mir!
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Re: Wichtig für jeden

#68 Beitrag von Dash »

Rot-Rot-Grün nimmer. Damit wird doch das Regierungsgespenst der CDU/CSU an die Wand gemalt.
Meiner Meinung kann es absolut keine schlimmere Regierung wie die jetztige mehr geben.
Selbst wenn Zensursula die Angie ablöst, die kannst du doch auch in der Pfeife rauchen.

Was für Alternativen (außer auswandern) gibt es denn überhaupt?
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Re: Wichtig für jeden

#69 Beitrag von Elton »

@Doc: Die Republikaner werden die Abwahl sicher schaffen, weil sie dem Obama vorwerfen, dass er nix von dem umgesetzt hat, was er versprochen hatte. Wie auch. Die Republikaner blockieren ja ohne Sinn und Verstand jede Idee, die auf den Tisch gebracht wird. In den USA sieht man IMHO noch deutlicher als wie bei uns, dass es den Politikern und Parteien nur darum geht, die eigene Macht zu erhalten, statt darum, das Land nach vorne zu bringen. Um das Volk geht es jedenfalls schon lange net mehr. Bei uns ist das auch so, sieht man grad deutlich bei der FDP. Allen ist klar, dass man aktuell Griechenland net schlecht reden sollte (auch wenn es so ist, aber Diplomatie denkt anders). Die FDP macht es trotzdem, weil sie denken, dass es beim Volk gut ankommt und man dann doch noch ein paar Stimmen kriegt. Reiner Wahlpopulismus.

@all:

Alternativen? Keine.

Trotzdem bleib ich bei meinen Piraten und unterstütze die weiter. Wir sind zwar dank Basisdemokratie etwas chaotisch organisiert, einige der Ideen sind Schwachsinn, andere muss man erstmal genau durchdenken und durchrechnen, aber immerhin wird auf das gehört, was das Volk will. Und neue Ideen auf den Tisch zu bringen, egal ob realistisch oder nicht, stößt neue Gedankengänge an. Vielleicht ändert sich dann ja doch was. Außerdem.... die Leute lachen derzeit über das Konzept des kostenlosen ÖPNV, von wegen nie zu finanzieren oder so. Allerdings gibts dazu bereits Modellversuche, ob es nicht doch Sinn machen könnte. Und die Idee der Transparenz öffentlicher Vorgänge, inkl. Veröffentlichung von staatlichen Vertragswerken (der Toll-Collect-Vertrag z. B.), halte ich auch net für so dumm. Es gibt Dinge, die geheim bleiben müssen, aber der Rest sollte frei zugänglich sein für diejenigen, die sich damit beschäftigen wollen. Open Data und Open Access halte ich auch für sinnvoll. Wenn der Staat in Forschung investiert, sollte man die Ergebnisse anderen Wissenschaftlern auch zugänglich machen. Sonst forschen die grad am selben nochmal und das Geld wird doppelt ausgegeben. Und wenn das Landesvermessungsamt Karten erstellt, die aus Steuergeldern finanziert wurden, dann kann man die ebenfalls den Steuerzahlern zur freien Verwendung geben. Die Piraten sind inzwischen längst keine Ein-Themen-Partei mehr. Wie gesagt, vieles mag noch utopisch sein, aber die Grundidee ist meist net schlecht, wenn auch noch net voll durchgedacht. Außerdem sind die etablierten Parteien immer am ausflippen, wenn die Piraten wieder mehr Prozente bekommen. Und schon sind die Themen auch bei denen auf dem Tisch.
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Re: Wichtig für jeden

#70 Beitrag von DocBrown »

Elton hat geschrieben:@Doc: Die Republikaner werden die Abwahl sicher schaffen, weil sie dem Obama vorwerfen, dass er nix von dem umgesetzt hat, was er versprochen hatte. Wie auch. Die Republikaner blockieren ja ohne Sinn und Verstand jede Idee, die auf den Tisch gebracht wird. In den USA sieht man IMHO noch deutlicher als wie bei uns, dass es den Politikern und Parteien nur darum geht, die eigene Macht zu erhalten, statt darum, das Land nach vorne zu bringen. Um das Volk geht es jedenfalls schon lange net mehr. Bei uns ist das auch so, sieht man grad deutlich bei der FDP. Allen ist klar, dass man aktuell Griechenland net schlecht reden sollte (auch wenn es so ist, aber Diplomatie denkt anders). Die FDP macht es trotzdem, weil sie denken, dass es beim Volk gut ankommt und man dann doch noch ein paar Stimmen kriegt. Reiner Wahlpopulismus.
Das politische System in den USA wirkt auf uns so schlimm, weil es dort keine Konsensdemokratie gibt. Man verwässert einen Plan nicht so lange, bis auch noch der letzte Hinterbänkler der Opposition damit einverstanden ist sondern fasst einen Plan dem die eigenen Leute zustimmen und versucht diesen dann durchzubringen. Das wird dadurch unterstützt dass das Mehrheitswahlrecht die Bildung klarer Mehrheiten begünstigt. Und dann weiß der Wähler auch, wo die Unterschiede zwischen den Parteien liegen.
Und wenn man mit den Ansichten der Regierungspartei nicht übereinstimmt hat man, meiner Meinung nach, die Pflicht zu blockieren und nicht kriecherisch abzunicken.


Was die Piraten angeht gebe ich einer Sache recht, die du angesprochen hast. Ich finde nicht, dass durch den Staat erstellte Werke einen Urheberschutz genießen sollten. Das ist übrigens in den USA zumindest bei Werken des federal government so.

Außerdem wäre ich für weitgreifende Möglichkeiten der direkten Demokratie.
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Re: Wichtig für jeden

#71 Beitrag von Elton »

DocBrown hat geschrieben: Und wenn man mit den Ansichten der Regierungspartei nicht übereinstimmt hat man, meiner Meinung nach, die Pflicht zu blockieren und nicht kriecherisch abzunicken.
Das mag ja sein, aber auf diese Weise kommt eben überhaupt nix dabei raus. Bei uns wird alles auf den kleinsten Nenner gebracht. Das taugt natürlich auch nix. Aber so wie aktuell in den USA, ist es noch schlimmer. Das liegt aber vor allem daran, dass von den US Politikern die überwiegende Mehrheit aus Geldbonzen besteht. Anders hast du auch keine Chance, überhaupt an so ein Amt zu kommen, denn die Wahlkampfkosten übersteigen dort das Bruttosozialprodukt von manch einem Dritte-Welt-Staat. Ich hab mich mit den Details von Obamas Gesundheitsreform net so befasst, aber das es grundsätzlich sinnvoll ist, leuchtet mir ein. Die Republikaner sind aber eben einfach gegen jedwede Einmischung des Staates in die freie Wirtschaft. Und eine verpflichtende Krankenkasse ist in deren Augen ein massiver Eingriff, genau wie Sozialhilfe usw. Und da hört für mich der Spaß eben auf. Man kann seinen Standpunkt haben, sollte aber trotzdem auch ein bissel drüber nachdenken, was für das Volk und Land gut ist. Bei den Amis gibts aber eben nur Reiche und Arme. Die Mittelschicht ist vernachlässigbar. Und statt Milliarden in Rüstung und Kriege zu stopfen, sollte man auch mal an den kleinen Bürger denken. Und der würde wohl mit einem Kompromiss immer noch besser leben, als damit, dass sich gar nix tut.

Außerdem kommt mir die Ami-Politik einfach so vor, als ob es nur eine Dagegen-Haltung ist, egal um welchen Sachverhalt es geht. Was von der Regierung kommt, wird einfach abgelehnt, um so den Präsi zu stürzen. Das hat man doch ganz klar bei dieser Schuldensache gesehen. Obama hat immer wieder Vorschläge gebracht, aber die Rep waren dagegen. Insbesondere gegen eine Zusatzsteuer für Reichen. Weil das geht ja ans eigene Säckel. Da soll man doch lieber die Sozialhilfe kürzen. Für mich hört da Sinn und Verstand auf.
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Re: Wichtig für jeden

#72 Beitrag von kottsack »

Elton hat geschrieben: Es gibt Dinge, die geheim bleiben müssen, aber der Rest sollte frei zugänglich sein für diejenigen, die sich damit beschäftigen wollen. Open Data und Open Access halte ich auch für sinnvoll. Wenn der Staat in Forschung investiert, sollte man die Ergebnisse anderen Wissenschaftlern auch zugänglich machen. Sonst forschen die grad am selben nochmal und das Geld wird doppelt ausgegeben. Und wenn das Landesvermessungsamt Karten erstellt, die aus Steuergeldern finanziert wurden, dann kann man die ebenfalls den Steuerzahlern zur freien Verwendung geben. Die Piraten sind inzwischen längst keine Ein-Themen-Partei mehr.

Der Absatz ist totaler Schwachsinn. Dieser Open Source-Mist funktioniert nur, weil er innerhalb eines nicht-Open-Source-Systems platziert ist. Real übertragen:

Wenn ich mit meiner Familie zusammenwohne, dann darf sich jeder ausm Kühlschrank nehmen, was er will. Steht der Kühlschrank aber der Nachbarschaft offen, dann funktionierts nicht mehr.

Diese Piraten sind doch alles weltfremde Computeraffen. Ich hab mir von denen anfangs wirklich was versprochen, aber gerade das Gefettete zeugt von absoluter Unkenntnis und Untreue gegenüber eigenen Leitsätzen. Piraten äussern sich doch nur zu Themen, von denen sie Ahnung haben. Somit hätte ich das hiermit als Lüge enttarnt.
Begründung: Innerhalb Deutschlands wird es ausserhalb der Industrie keine redundante Forschung geben (Die Industrie macht es, weil sie mit neuen Technologien einen Vorsprung haben will). Der Geldgeber für die Forschung ist zumeist der Staat und der regelt das über Gesellschaften wie die Deutsche Forschergesellschaft, Exzellenzinitiative etc.
Um von denen Geld zu bekommen, muss man es beantragen und dann gehen aus ganz Deutschland dort die Anträge ein und die entscheiden, wo die Kohle hinkommt. Folglich bezahlen die nicht zweimal für ein und das selbe. Das war der erste Punkt.

Zum zweiten: Die Forschungsgruppenleiter und auch die Forscher scannen in der Regel täglich die neuesten Veröffentlichungen und man kennt sich einfach, weil es doch ein recht kleiner Kreis ist, der da ein bestimmtes Themengebiet beackert. Die stehen in Kontakt miteinander und dementsprechend werden dort Kräfte gebündelt und sowieso permanent Ergebnisse hin- und hergeschickt.

Was hätte man also von einer Offenlegung? Die ganze Welt kann zuschauen und das ist die wirkliche Konkurrenz. Da gibts redundante Forschung, aber dieser Wettlauf liegt im Interesse jedes Landes. Wers zuerst findet, der macht Geld! Wenn mans innerhalb Deutschlands offenlegt, dann kann der Inder, Chinese, Japse, Ami, Brite, etc. das seinen Kumpels schicken. Wir ham von jeder Sorte hier mindestens einen am Institut, der das ohne Probleme machen könnte.
Wo ist also der Vorteil? Die Deutschen sind so saudumm und legen alles offen und der Schlitzi schöpft sich schön das Wissen ab und ergänzt sein eigenes. Für lau! Nicht so kleingeistig denken. Die Welt hört nicht an den Vogesen und der Oder auf. Die geht ein Stückchen weiter. Das ist so wie das Land, das hinter Azeroth liegt (um es für Piraten verständlich zu machen).

Weitere Frage: wie wird selektioniert, was die Öffentlichkeit erfahren darf und was nicht? Warum müsste ich meine Ergebnisse offenlegen, darf aber im Umkehrschluss nicht erfahren, dass der russische Botschafter in Berlin vielleicht nen Lederfetisch hat oder Obama heimlich auf Jungs steht? Ich würd auch gerne wissen, wie der neue LEopard-Panzer gebaut wird. Die Konstruktionspläne hätte ich auch gerne. Sowas will ich zum Zweck der Unterhaltung bitte auch mitgeteilt haben. Entweder alles wird offengelegt oder gar nix.

Folge: Piraten sind wohl doch das, wofür ich sie halte und leider werden sie gewählt werden.
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Re: Wichtig für jeden

#73 Beitrag von DocBrown »

Elton hat geschrieben:
DocBrown hat geschrieben: Und wenn man mit den Ansichten der Regierungspartei nicht übereinstimmt hat man, meiner Meinung nach, die Pflicht zu blockieren und nicht kriecherisch abzunicken.
Das mag ja sein, aber auf diese Weise kommt eben überhaupt nix dabei raus. Bei uns wird alles auf den kleinsten Nenner gebracht. Das taugt natürlich auch nix. Aber so wie aktuell in den USA, ist es noch schlimmer. Das liegt aber vor allem daran, dass von den US Politikern die überwiegende Mehrheit aus Geldbonzen besteht. Anders hast du auch keine Chance, überhaupt an so ein Amt zu kommen, denn die Wahlkampfkosten übersteigen dort das Bruttosozialprodukt von manch einem Dritte-Welt-Staat. Ich hab mich mit den Details von Obamas Gesundheitsreform net so befasst, aber das es grundsätzlich sinnvoll ist, leuchtet mir ein. Die Republikaner sind aber eben einfach gegen jedwede Einmischung des Staates in die freie Wirtschaft. Und eine verpflichtende Krankenkasse ist in deren Augen ein massiver Eingriff, genau wie Sozialhilfe usw. Und da hört für mich der Spaß eben auf. Man kann seinen Standpunkt haben, sollte aber trotzdem auch ein bissel drüber nachdenken, was für das Volk und Land gut ist. Bei den Amis gibts aber eben nur Reiche und Arme. Die Mittelschicht ist vernachlässigbar. Und statt Milliarden in Rüstung und Kriege zu stopfen, sollte man auch mal an den kleinen Bürger denken. Und der würde wohl mit einem Kompromiss immer noch besser leben, als damit, dass sich gar nix tut.

Außerdem kommt mir die Ami-Politik einfach so vor, als ob es nur eine Dagegen-Haltung ist, egal um welchen Sachverhalt es geht. Was von der Regierung kommt, wird einfach abgelehnt, um so den Präsi zu stürzen. Das hat man doch ganz klar bei dieser Schuldensache gesehen. Obama hat immer wieder Vorschläge gebracht, aber die Rep waren dagegen. Insbesondere gegen eine Zusatzsteuer für Reichen. Weil das geht ja ans eigene Säckel. Da soll man doch lieber die Sozialhilfe kürzen. Für mich hört da Sinn und Verstand auf.

Deine Beobachtung entspricht der nahezu jeden Europäers. Und das ist auch ganz natürlich. Hierzulande ist man gewohnt für jedes Problem auch gleich eine Lösung zu haben - Staat!

Und das ist dem Amerikaner - und nicht nur dem "Bonzen", sondern dem ganz normalen Amerikaner (sogar den Schlechterverdienenden) - fremd. Die Amerikaner sind keine Engländer auf fremden Kontinent sondern eine von uns ganz verschiedene Kultur.
Und diese Kultur betont nicht wie die europäischen Kulturen das Kollektiv (für den Begriff des "Volkes" wie wir ihn verstehen gibt es im Englischen garkeine adäquate Übersetzung. Population, populace, people - alles meint "Bevölkerung", "Bürgerschaft" und hat darin eine viel individuellere Konnotation) sondern das Individuum.

Eine detaillierte Erklärung fürt zu weit, auch auf einige deiner Aussagen mit denen ich nicht so einverstanden bin kann ich hier nicht in der eigentlich nötigen Länge antworten.

Es sei jedenfalls gesagt, dass ich es nicht schlecht fände, wenn Wohlfahrtszahlungen hier bspw. zeitlich begrenzt wären. Und in ihrem Umfang niedriger.
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Re: Wichtig für jeden

#74 Beitrag von Tyler_D »

DocBrown hat geschrieben: Es sei jedenfalls gesagt, dass ich es nicht schlecht fände, wenn Wohlfahrtszahlungen hier bspw. zeitlich begrenzt wären. Und in ihrem Umfang niedriger.
Bei manchen Personen würde ich mir das auch wünschen, aber es gibt auch einige wo das Gegenteil der Fall ist. Es müsste halt eine individuelle Betrachtung bei jedem gemacht werden, dafür fehlt aber das Geld und Personal.
Es wäre wahrscheinlich alles nicht so schlimm, wenn einige Unternehmer, so wie früher, wieder etwas mehr Verantwortung für ihre Mitarbeiter übernehmen würden. Es interessieren aber nur noch die eigenen Taschen und die ihrer Aktionäre. Ob die Mitarbeiter die Vollzeit bei ihnen beschäftigt sind, vom verdienten Lohn vernünfitg leben können ist egal.
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Re: Wichtig für jeden

#75 Beitrag von DocBrown »

Die einzige Hauptstadt mit einem Durchschnittseinkommen unter dem des restlichen Landes hat gewählt.

Und es war natürlich zu erwarten. Linke Politik funktioniert in Berlin so großartig, da wählt man natürlich nun ausschließlich linke Parteien (die CDU in Berlin etwas anderes zu nennen ist reichlich vermessen).

Und das die Piraten, deren Spitzenkandidat nichtmal weiß, wieviele Schulden Berlin hat ("etliche Millionen", ja ne) und deren Programm so ist, wie es sich für Berlin gehört: dezidiert links.

Schade dass sie ihr Experiment nie selbst bezahlen müssen. Das macht der Länderfinanzausgleich.
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Re: Wichtig für jeden

#76 Beitrag von Elton »

kottsack hat geschrieben:
Elton hat geschrieben: ... aber gerade das Gefettete zeugt von absoluter Unkenntnis und Untreue gegenüber eigenen Leitsätzen. Piraten äussern sich doch nur zu Themen, von denen sie Ahnung haben. Somit hätte ich das hiermit als Lüge enttarnt.
Ok, das ist ein Punkt für dich. Ich habe die Sache falsch rübergebracht. Hier aber die richtige, offizielle Aussage zum Open Access Thema:

"Open Access in der Forschung
Die Publikationen aus staatlich finanzierter oder geförderter Forschung und Lehre werden oft in kommerziellen Verlagen publiziert, deren Qualitätssicherung von ebenfalls meist staatlich bezahlten Wissenschaftlern im Peer-Review-Prozess übernommen wird. Die Publikationen werden jedoch nicht einmal den Bibliotheken der Forschungseinrichtungen kostenlos zur Verfügung gestellt. Der Steuerzahler kommt also dreifach (Produktion, Qualitätssicherung, Nutzung) für die Kosten der Publikationen auf, während private Verleger den Gewinn abschöpfen.

Wir unterstützen die Berliner Erklärung der Open-Access-Bewegung und fordern die Zugänglichmachung des wissenschaftlichen und kulturellen Erbes der Menschheit über das Internet nach dem Prinzip des Open Access. Wir sehen es als Aufgabe des Staates an, dieses Prinzip an den von ihm finanzierten und geförderten Einrichtungen durchzusetzen."

Und ich denke, dem Standpunkt wirst auch du zustimmen können. Wenn die Publikationen vom Steuerzahler bezahlt werden, sollte dieser sich die Ergebnisse auch ansehen können, ohne einem Fachverlag das Geld in den Rachen zu werfen. Und es geht hier nicht um die Erstattung von Druckkosten. Auch nicht darum, dass der Urheber fürs Schreiben der Publikation ein paar € bekommen kann. Wobei der ja wiederum sein Gehalt auch vom Staat bezahlt bekommt. Also kann man darüber streiten.



@Doc:
Stimmt. Andreas Baum war in der einen Talkrunde etwas unvorbereitet. Aber das wurde sehr schnell korrigiert und seither gibts eine Schuldenuhr-App. Wie Kottsack schon gesagt hat, die Piraten sollten sich nicht zu Sachen äußern, wo ein Wissensdefizit besteht. Aber man muss net alles wissen, wenn man weiß, wo es steht. Siehe auch das oben. Immerhin stehen wir dazu, wenn wir mal nen Fehler gemacht haben. Die anderen Damen und Herren der Politikerriege versuchen da immer, die Schuld auf andere zu schieben und sich rauszureden.

Generell solltet ihr euch vielleicht mal das Parteiprogramm überhaupt ansehen. Dann wisst auch ihr, worum es wirklich geht. Sind zwar net alle Punkte toll, aber man kann nie mit allem einverstanden sein. Im Großen und Ganzen ist das immer noch besser, als das Programm der Anderen. Auch wenn vielleicht noch ein paar Inhalte nur grob ausgearbeitet bzw. gar nicht angesprochen sind. Aber wir reden hier auch nicht über das Stellen der Regierung, sondern über politische Mitarbeit. Einen piratigen Kanzlerkandidaten wird es so bald net geben.

Und überhaupt.... geht mal 30 Jahre zurück. Da hat man über die Grünen das Selbe gesagt, wie heute über die Piraten. Die wurden auch belächelt, weil sie neue Ideen hatten und noch am Anfang standen. Heute sind die Grünen in zahlreichen Landesregierungen beteiligt und werden wohl auch wieder in der nächsten Bundesregierung sein, wenn sich nix mehr ändert. Also gebt uns doch mal ne Chance, uns zu professionalisieren.
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Re: Wichtig für jeden

#77 Beitrag von kottsack »

Elton hat geschrieben:
kottsack hat geschrieben:
Elton hat geschrieben: ... aber gerade das Gefettete zeugt von absoluter Unkenntnis und Untreue gegenüber eigenen Leitsätzen. Piraten äussern sich doch nur zu Themen, von denen sie Ahnung haben. Somit hätte ich das hiermit als Lüge enttarnt.
Ok, das ist ein Punkt für dich. Ich habe die Sache falsch rübergebracht. Hier aber die richtige, offizielle Aussage zum Open Access Thema:

"Open Access in der Forschung
Die Publikationen aus staatlich finanzierter oder geförderter Forschung und Lehre werden oft in kommerziellen Verlagen publiziert, deren Qualitätssicherung von ebenfalls meist staatlich bezahlten Wissenschaftlern im Peer-Review-Prozess übernommen wird. Die Publikationen werden jedoch nicht einmal den Bibliotheken der Forschungseinrichtungen kostenlos zur Verfügung gestellt. Der Steuerzahler kommt also dreifach (Produktion, Qualitätssicherung, Nutzung) für die Kosten der Publikationen auf, während private Verleger den Gewinn abschöpfen.

Wir unterstützen die Berliner Erklärung der Open-Access-Bewegung und fordern die Zugänglichmachung des wissenschaftlichen und kulturellen Erbes der Menschheit über das Internet nach dem Prinzip des Open Access. Wir sehen es als Aufgabe des Staates an, dieses Prinzip an den von ihm finanzierten und geförderten Einrichtungen durchzusetzen."

Und ich denke, dem Standpunkt wirst auch du zustimmen können. Wenn die Publikationen vom Steuerzahler bezahlt werden, sollte dieser sich die Ergebnisse auch ansehen können, ohne einem Fachverlag das Geld in den Rachen zu werfen. Und es geht hier nicht um die Erstattung von Druckkosten. Auch nicht darum, dass der Urheber fürs Schreiben der Publikation ein paar € bekommen kann. Wobei der ja wiederum sein Gehalt auch vom Staat bezahlt bekommt. Also kann man darüber streiten.

Erneute Richtigstellung: man kann über jede Fachunibibliothek sich jeden Artikel zukommen lassen. Da in den Magazinen international veröffentlicht wird, muss eh jede Uni ein Abo dieser Zeitschriften haben, damit den Mitarbeitern internationale Forschungsergebnisse zur Verfügung stehen. Aslo geht man als Laie einfach zur Unibib des entsprechenden Fachbereichs und "bestellt" sich den jeweiligen Artikel bzw. lässt ihn sich direkt ausdrucken bzw. bekommt oft über die Rechner automatisch Zugang dazu, wenngleich ich der Meinung bin, dass Leute, die nicht vom Fach sind, zumindest in meinem Bereich, überhaupt nichts davon verstehen würden und die, die was davon verstehen und einen Beruf ausüben, sowieso Zugang dazu haben.
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Re: Wichtig für jeden

#78 Beitrag von Elton »

kottsack hat geschrieben: Erneute Richtigstellung: man kann über jede Fachunibibliothek sich jeden Artikel zukommen lassen.
"Die Publikationen werden jedoch nicht einmal den Bibliotheken der Forschungseinrichtungen kostenlos zur Verfügung gestellt."

Quod erat demonstrantum.

Da wäre es einfacher, eine Art Forschungswiki zu haben, über die man sich alle öffentlich finanzierten Publikationen suchen und abrufen kann. So kommt man dann auch an die ganzen Artikel, auch wenn man kein Abo hat. Hinz und Kunz wird sich zwar wirklich nicht für sowas interessieren, aber wenn doch, sollte man auch an das Zeug rankommen können.
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Re: Wichtig für jeden

#79 Beitrag von kottsack »

Dann können sich auch wieder die Chinesen und Inder alles zusammensammeln.
Jede Uni hat ein Abo für die gängigen Fachzeitschriften, also kommt man da an alle deutschen wie internationalen Sachen ran. Weiterhin kann man an jeder Uni jede Doktorarbeit, die in Deutschland mit Steuermitteln geschrieben wurde, ankucken (notfalls über Fernleihe) und in diesen Arbeiten steht fast alles drin, was auch in Veröffentlichungen steht. Man kann sichs als Pirat auch hindrehen, wie man es braucht. Da is nix mit q.e.d.. Ich hätte nicht gedacht, dass die auf die Schmierenmethoden der echten Parteien zurückgreifen müssen. Lass dich da nicht blenden. Theoretisch hat man zu allem Zugang. Die Fachzeitschriften liegen in den Bibs aus - auf Papier oder wenn nicht, dann mindestens elektronisch.
Vielleicht sind die Dinger für die Piraten auch unerreichbar, weil man dadurch die Maus aus der Hand legen und das Haus im Real Life verlassen muss. Aber jetzt wirds ja wieder Winter und da ist die Sonneneinstrahlung net mehr ganz so wild und selbst Unpigmentierte können einigermaßen gefahrlos das Haus verlassen.


Passend dazu auch das neueste Spiel:

Leipzig (dpo) - Am Donnerstag hat in Leipzig die Games Convention Online ihre Pforten geöffnet. Als größter Knaller gilt jetzt schon Real Life, das neueste Massively Multiplayer Reality Role-Playing Game (MMRRPG) aus dem Hause Universum. Bei diesem Spiel geht es darum, ähnlich wie bei Second Life, einen Menschen (sich selbst) zu steuern und soziale Kontakte zu knüpfen. Doch auch Aufgaben, ähnlich der Quests bei World of Warcraft, müssen gelöst werden, um im Rang aufzusteigen.
Der Postillon hat das extrem realistische Spiel, das in Deutschland als Echtes Leben erscheinen soll, gemeinsam mit Computer Postillon* ausführlich unter die Lupe genommen und erklärt, warum es bei Computer- und Videospielfanatikern vermutlich trotz zahlreicher Features scheitern wird

1. Installation: Die Installation ist kinderleicht. Mann muss nur den Rechner herunterfahren und es kann sofort losgehen. Systemvoraussetzungen: Keine!

2. Grafik und Soundeffekte: Optisch und akustisch ist Real Life ein Meilenstein. Die satten, völlig ruckelfreien 3D-Grafiken ohne 3D-Brille und der unglaublich klare Stereosound sind ein echter Leckerbissen. Dazu kommen volle Geruchs- und Geschmacksunterstützung sowie ein Tastsinn. Beta-Tester Michael Drüse: "Alles wirkt so echt. Als wäre man wirklich in dieser Welt."


3. Steuerung: Die Steuerung erfolgt ganz intuitiv. Allerdings nicht via Controller, Tastatur oder Joystick, sondern mit dem ganzen Körper. Will man gehen, so setzt man einen Fuß vor den anderen und verlagert sein Gewicht vorsichtig nach vorne. Allerdings klagten viele Beta-Tester - darunter auch langjährige WoW-Profis -, dass sich ihr Charakter äußerst plump und unbeholfen bewegt. Angeblich lässt sich dieses Manko jedoch mit viel Übung beheben.


4. Spielwelt: Real Life ist beinahe grenzenlos. Die Spielwelt ist um ein Vielfaches größer als etwa bei Warhammer Online, wenngleich es nur in Ausnahmefällen möglich ist, den Planeten zu verlassen. Nahezu alles ist frei begehbar (Ausnahmen: militärisches Sperrgebiet, Edeldiskos, dünnes Eis im Winter), die Spielfigur kann mit allen Gegenständen und Personen interagieren. Es gibt verschiedene Rassen, Klassen und Religionen, allerdings kann man sich erstere nicht, die beiden anderen nur bedingt selbst aussuchen. Sie werden vom Spiel durch einen Zufallsgenerator zugeteilt.


5. Action: Actionszenen sind in Echtes Leben rasant und heftig. Das Risiko - man stirbt verdammt schnell, hat nur ein Leben und keine Continue - ist allerdings so groß, dass man Actionszenen lieber meiden sollte. Erschwerend hinzu kommt, dass man nicht speichern kann und somit alle Konsequenzen für das eigene Handeln tragen muss.


6. Sexszenen: In Echtes Leben kann man unglaublich guten Sex haben - wohlgemerkt kann. Sämtliche Beta-Tester beklagten sich, dass es verglichen mit Second Life bereits unglaublich schwierig sei, hässliche Exemplare des bevorzugten Geschlechts ins Bett zu bekommen. Kritikpunkt Jugendschutz: Auch Jugendliche können Sexszenen spielen, wenn Eltern nicht aufpassen.


7. Quests: Es gibt unendlich viele Quests, die man bewältigen muss um aufzusteigen: Schule, Universität/Lehre, Arbeit, gesellschaftliche Verpflichtungen etc. Die meisten davon sind allerdings stinklangweilig. Was wirklich Spaß macht, kostet viel Zeit und Geld (siehe 9. Kostenpunkt). Fehler werden hart bestraft und einzelne Levels können nicht wiederholt werden.


8. Realismus: Echtes Leben ist extrem realistisch. Allerdings klagen viele Beta-Tester, dass man auf Toilettengänge, echte Schmerzen oder Genitalpilz getrost hätte verzichten können. Dass wiederum Magie und Zaubersprüche überhaupt nicht vorgesehen sind, wird als Mangel an Fantasie seitens der Entwickler gewertet.

9. Kostenpunkt: Wie so oft ist das Spiel an sich gratis. Aber Vorsicht! Sämtliche Add-Ons wie Essen, Haus, Auto, Familie oder Drogen kosten Unsummen und rauben auf Dauer viel Spielspaß (siehe 10. Fazit). Nur Cheater (z.B. Kinder reicher Eltern, Trickbetrüger, skrupellose Menschen) kommen voll auf ihre Kosten.


10. Fazit: Alles in allem lässt der Spielspaß sehr zu wünschen übrig. Zwar braucht man durchschnittlich über 78 Jahre (Afrikaner schaffen es deutlich schneller), um Echtes Leben durchzuspielen, aber der knackige Schwierigkeitsgrad, der übertriebene Realismus und der hohe Preis sind gute Gründe, warum Fans von World of Warcraft, Der Herr der Ringe Online und anderen Rollenspielen Real Life wohl links liegen lassen werden. Postillon-Spielbewertung: 5,0 (mangelhaft)
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Re: Wichtig für jeden

#80 Beitrag von Elton »

Das Spiel kenn ich. Graphik ist gut, aber das Gameplay beschissen.

Aber zurück:

Wenn die Infos eh veröffentlicht sind, können die Chinesen und Inder eh drauf zugreifen. Also zieht das Argument net. Es geht nur darum, dass solche Infos eben nicht schweineteuer über Fachverlage vertrieben werden, sondern kostenfrei (bzw. nur Produktionskosten) verfügbar sind. Das ist alles. Die Fachzeitschrift muss man ja auch schon bezahlen.

Das Thema Open Access geht auch nicht nur über Forschungsdaten, sondern auch um andere Sachen aus der öffentlichen Verwaltung. Wie z. B. auch Kartendaten des Vermessungsamtes.

Wenn der Staat schon dafür gezahlt hat, dann soll zumindest der deutsche Nutzer halt net nochmal dafür zahlen müssen. Das ist die Kernaussage.
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