Politik allgemein

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Öröc
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Re: Politik allgemein

#1001 Beitrag von Öröc »

naja, ich würde das an der stelle etwas relativieren, dass die judikative (bundesverfassungsgericht) eben gerade auch die aufgabe hat, im zweifelsfall entscheidungen der legislative zu prüfen. wenn diese prüfung negativ ausfällt hat übrigens die legislative (in diesem fall der Bundestag - inwieweit der bundesrat einbezogen werden müsste weiß ich hier nicht) auch das recht die verfassung anzupassen. allerdings sind hier die hürden im bundestag höher. während bei einem einfachen gesetz eine absolute mehrheit ausreichend ist, braucht man im gremium meines wissens eine 2/3mehrheit um änderungen an der verfassung zu beschließen.
insofern ist es legitim und auch nicht peinlich, wenn gegner von gesetzen diese auf ihre verfassungsmäßigkeit prüfen lassen. dass der neue deutsche bundestag mit vertretern der afd mit einer 2/3 Mehrheit einer grundgesetzänderung zustimmen würde, kann stark in zweifel gezogen werden.

langer rede kurzer sinn. diese verfassungsklagen sind oft politische schachzüge um unangenehme entscheidungen für den ein oder anderen doch noch zu verhinden. diese schachzüge sind allerdings nicht systemgefährdend, sondern ein wesentliches element der wechselseitigen kontrolle der drei staatsgewalten. insofern ist das meines erachtens ok.

in machen fragen ist es übrigens so, dass parteien entscheidungen, die für alle unbequem sind bewusst nach karlsruhe durchwinken, indem eben dann mal ein schlampiges gesetz beschlossen wird. in der politikwissenschaft ist deswegen in den letzten jahren eine größere debatte zur frage, inwieweit das bundesverfassungsgericht nicht die heimliche regierung der republik darstellt.
Literatur folgt hier. leider etwas älter, dafür kurz, übersichtlich und gratis:
http://www.bpb.de/shop/zeitschriften/ap ... ngsgericht

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Incentive
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Re: Politik allgemein

#1002 Beitrag von Incentive »

Ich habe gestern bei SpiegelTV Videos von den Protesten in Hamburg gesehen. Ich habe mich wieder tierisch aufgeregt und in Rage geredet bis Charles schon total genervt war und mir die Fernbedienung weggenommen hat. Zu recht!
Und um sich über solche dinge aufzuregen ist aber doch dieser Thread da oder? ;-)

Also, besonders geärgert hat mich, dass die Polizei auf die ganzen friedlichen Ökos und Antikapitalisten einprügelt und diese mit Wasserwerfern attackiert, welche einfach nur die Straße mit ein paar Transpies entlang laufen oder eine friedliche Sitzblockade veranstalten, während diese bescheuerten, schwarz gekleideten, vermummten, randalierenden und blind zerstörenden "Demonstranten" wie irre durch Hamburg rennen und alles kurz und klein hauen ohne das die Polizei auch nur anwesend wäre, geschweige denn irgendwie interveniert.
Ich verstehe wenn man diese Randalierer nicht unter Kontrolle bekommt, da die ihre Demos ja bestimmt auch nicht ankündigen und zu dem ja auch gewaltbereit sind. Warum aber gehe ich denn gegen die anderen Demonstranten so vor und sorge für Verletzungen und provoziere so das auch diese Demonstranten ebenfalls aggressiv werden?

Kann mir das jemand mal erklären? Was ist Bitte los bei Politik, die sich nicht dazu Äußert, weil sie mit Händeschütteln beschäftigt ist, mit Polizeikoordinatoren, oder wehr auch immer für die Einteilung der Polizisten zuständig ist und wird das ganze denn irgendwie Reflektiert oder die sinnlos in die Menge kloppenden Polizisten irgendwie bestraft? Oder bin ich falsch und über sehe irgendwas ganz wichtiges das das Verhalten der Polizei erklärt oder sogar rechtfertigt?

Sorry falls das nicht passt, aber ich musste das irgendwo Abladen!
All die strahlenden, kostbaren Dinge vergehen so schnell … und sie kommen nicht mehr zurück! - The great Gatsby :rotwerd: https://www.youtube.com/watch?v=nMD7FIpq11Q

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Dash
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Re: Politik allgemein

#1003 Beitrag von Dash »

In den Knast gehört der, dessen Idee das war den G10 in Hamburg auszurichten!
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Re: Politik allgemein

#1004 Beitrag von Öröc »

habe das was in hamburg passiert ist auch aufmerksam verfolgt.
vorab der einsatzleiter des einsatzes ein hr. dudde ist von gerichten schon mehrfach wegen unverhältnismäßigen einsätzen gerügt worden, seiner karriere hats nicht geschadet und wer auch immer ihm die leitung der einsätze übertragen hat, der musste wissen, dass da ein hardliner am werk ist.

vom vorgeplänkel mit dem verbot von protestcamps mal ganz zu schweigen hat auch ebendieser polizeichef mit dem befehl die genehmigte und bis dato recht ruhige, 12.000 personen starke "welcome to hell" demo wegen einiger vermummter leute und einigen vereinzelten flaschenwürfen aufzulösen, obwohl zu diesem zeitpunkt einige aus dem schwarzen block ihre maskierungen bereits abgelegt hatten.
nunja... unter diesem vorwand sind einige hundertschaften relativ überraschend losgestürmt, und haben unterstützt von wasserwerfern, tränengas und mithilfe ihrer knüppel 12.000 menschen, darunter etwa 1000-2000 leute vom schwarzen block auseinandergeprügelt. diese haben sich andernorts wieder zusammengefunden und entweder randale gemacht oder die randalierer moralisch unterstützt. statt einer geschlossenen demo stand man somit einer in kleingruppen zersprengten, aggressiven masse gegenüber die zunehmend aggressiver wurde und von einigen leuten im kampf gegen die böse polizei sogar unterstützt wurde. das ganze ging die ganze nacht, bis am freitag morgen auf einmal massiv autos gebrannt haben und rauch über der stadt stand.
das große fanal gabs dann am darauffolgenden abend mit ladenplünderungen und meterhohen feuern im bereich des schanzenviertels.

auf der seite der gewaltbereiten "demonstranten" waren mit sicherheit einige (vmtl. 3000-4000) die hergekommen sind um stress zu machen. die haben vorab unter anderem karten gedruckt, wo vermerkt waren wo böse reiche leute wohnen um dort zu randalieren und wo gerade baustellen sind, auch denen man material für straßensperren besorgen kann. das an sich wäre aber in den griff zu kriegen gewesen, wenn die massiven und teils überzogen brutalen polizeieinsätze und die strategischen fehler der polizei nicht die masse der leute auf der straße gegen das polizeiliche vorgehen eingenommen hätte.

langer rede kurzer sinn. diese leute, die steine werfen, autos anzünden, fensterscheiben einschlagen/ einwerfen, anwohner beleidigen/ bedrohen und deren hab und gut beschädigen und stehlen sind kriminelle, die hart bestraft gehören. ich bin mir darüberhinaus recht sicher, dass die ereignisse noch weitergehende konsequenzen für das versammlungsrecht, für den einsatz von gewalt gegen demonstranten (evtl. legalisierung von gummigeschossen o.ä.) und für die zukunft von besetzten häusern wie der roten flora haben wird.

anbei noch eine einschätzung eines prominenten soziologen:
http://www.sueddeutsche.de/politik/prot ... -1.3579457

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Re: Politik allgemein

#1005 Beitrag von DocBrown »

Wenn Schandflecken wie die Rote Flora endlich geräumt werden würden, dann käme wenigstens eine positive Sache aus diesen unglaublichen Ausschreitungen.
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Re: Politik allgemein

#1006 Beitrag von Öröc »

DocBrown hat geschrieben: Montag 10. Juli 2017, 21:03 Wenn Schandflecken wie die Rote Flora endlich geräumt werden würden, dann käme wenigstens eine positive Sache aus diesen unglaublichen Ausschreitungen.
bis zu diesem we bin ich solchen leuten eigentlich recht tolerant gegenübergestanden...
aber was zu viel ist, ist zu viel. die habens ja nichtmal hinbekommen sich glaubhaft zu distanzieren.
wegen mir... goodbye

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Re: Politik allgemein

#1007 Beitrag von DocBrown »

Besetzte Häuser sind Rückzugsorte für Gewaltbereite und rechtsfreie Räume. Das kann sich ein Rechtsstaat nicht erlauben. Vielleicht erhöhen die tragischen Ereignisse von Hamburg jetzt die Sensibilität für den ganz alltäglichen Linksextremismus, den man in vielen Städten in Deutschland erlebt. Ich nenne hier nur mal Marburg und Göttingen als Beispiele in denen sich diejenigen Minderheiten, die auf der Abschussliste dieser Linksextremen stehen, kaum noch erkennbar auf die Straße trauen können.
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Re: Politik allgemein

#1008 Beitrag von Öröc »

ich persönlich halte die totale durchdringung der gesellschaft durch den rechtsstaat für eine illusion.
das ist auch gar ned negativ oder abwertend gemeint.
rechtsstaatliche vorstellung stehen in manchen fällen durchaus in kontrast zu religiösen, sittlichen oder traditionellen normen. in diesem bewusstsein fällt es (zumindest nichtjuristen) auch ned schwer, mal das ein oder andere auge zuzudrücken.
wenn dieses auge zudrücken allerdings derart ausgenutzt wird, dass die physische wie materielle existenz von menschen massiv gefährdet wird, dann sollte der rechtsstaat eben verstärkt aktiv werden um diese lebensbereiche in seinem sinne zu durchdringen.

sprich... vater staat sollte in meinen augen jetzt konsequenzen folgen lassen.
edith: nur ums verständlich auszudrücken und zu wiederholen. es gibt in meinen augen keinen grund die rote flora community weiter zu tolerieren.

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Re: Politik allgemein

#1009 Beitrag von Elton »

Die Nachrichtenlage ist da echt diffus. Kommt immer darauf an, was für Quellen man nutzt.

Ich hab nen Clip gesehen von der WelcomeToHell. Die sind friedlich marschiert, auch der vermummte schwarze Block. Polizei hat kurz aufgefordert, Vermummung abzunehmen. Dann gabs Diskussionen, plötzlich stürmt die Hundertschaft auf die Demo zu und haut drauf. Vorher keine Böller und nix vom Block. Als die Cops einmarschiert sind, ist es natürlich eskaliert. Das hätte man auch anders machen können und einfach mal Ruhe bewahren, statt draufzugehen.
Dann war das Bild mit dem Wasserwerfer, der auf die Leute auf dem Dach zielt. Sowas würde ich als versuchten Totschlag werten. Verletzungen/Tote wurden billigend in Kauf genommen.
Dann der Video, wo die Polizeikolonne von einem friedlichen Protestierenden aufgehalten wurden. Springt ein Cop aus dem Bus, läuft zu dem Typen und haut dem voll in die Fresse.
Presseleute berichten, dass Cops herkamen, Pfefferspray voll ins Gesicht gesprüht haben und xxxx the press gerufen haben. Die waren klar als Presse erkennbar.

Außerdem war eben klar, dass es so kommen musste. Und damit ist das Kalkül aufgegangen. Jetzt können die Versammlungsrechte mit großer Bevölkerungsmehrheit eingeschränkt werden. Tolle Leistung.

Ich hab kein Verständnis für die Typen, die Autos abfackeln und Läden verwüsten. Aber hier war die Einsatztaktik der Polizei ebenfalls auf Krawall ausgelegt.
Folgende Benutzer bedankten sich beim Autor Elton für den Beitrag:
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Re: Politik allgemein

#1010 Beitrag von Janaldo »

Und schon fordert Seehofer weitere staatliche Subventionen für die armen Autobauer (http://www.spiegel.de/auto/aktuell/abga ... 59042.html)
BMW hatte letztes Jahr nichtmal 10.000.000.000€ Gewinn vor Steuern, die nagen am Hungertuch! :stupid01:

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Re: Politik allgemein

#1011 Beitrag von Elton »

Du musst das verstehen.
Herr Quandt und Frau Klatten haben gerade erst wieder jeweils 50.001 € an die CDU gespendet.
Daimler jeweils 100.000 € an CDU und SPD
Und auch die FDP hat erst Geld bekommen.

Da muss man sich doch auch mal dankbar zeigen.

Hab gestern mit Mitarbeitern von Mercedes-Benz geredet. Die sagen ja, dass Deutschland sich da selbst kaputt macht, wenn jetzt gegen die armen Autobauer vorgegangen wird. Nur weil die ein bissel beschissen haben. Dabei wusste doch jeder, dass Euro 6 überhaupt nicht zu erreichen ist. Da darf man also lügen und betrügen.
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Re: Politik allgemein

#1012 Beitrag von Janaldo »

Euro 6: Zuerst überhaupt nicht machbar und jetzt mit einem Software Update ohne nennenswerte Nebenwirkungen :D

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Re: Politik allgemein

#1013 Beitrag von Öröc »

ich halte die debatte für schrott.
ich bezweifle, dass elektroautos generell umweltfreundlicher sind, nur weil die energie und der dreck woanders (z.b. in nem braunkohle- oder atomkraftwerk) produziert wird.
da ist man als stadtbewohner natürlich bissel im vorteil.
die, die neben den kraftwerken wohnen oder da, wo die akkus produziert werden eher ned.

und wieso sollen funktionsfähige autos von der straße, weil sie ein gas ausstoßen an dem sich jahrzehntelang niemand gestört hat? das ist doch käse.
dazu stellt sich auch die frage, ob es überhaupt ökologisch sinnvoll ist funktionierende und hinsichtlich des energieverbraus effiziente fahrzeuge zu verschrotten um es durch ein neues zu ersetzen. hier stellt sich dann auch die frage, wer dann am ende gewinnt... vmtl. der hersteller des neuen autos.


die neuen holzöfen, die als moderne heizungen in vielen häusern verbaut wurden, tragen btw. auch einen erheblichen anteil zur innerstädtischen luftbelastung bei. evtl. sollte man hier mal eine katalysatorenpflicht einführen, wenn man die luft in innenstädten mit überschaubarem mitteleinsatz verbessern will.
also verallgemeinernd.

ich halte die feinstaubdebatte für völligen bullshit.
beenden würde ich sie durch eine korrektur der grenzwerte für die feinstaubbelastung nach oben. es ist halt einfach ned realistisch mitten in der stadt die luftqualität eines kurorts zu haben.

die neuen holzöfen, die als moderne heizungen in vielen häusern verbaut wurden, tragen btw. auch einen erheblichen anteil zur innerstädtischen luftbelastung bei. evtl. sollte man hier mal eine katalysatorenpflicht einführen, wenn man die luft in innenstädten mit überschaubarem mitteleinsatz verbessern will.

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Re: Politik allgemein

#1014 Beitrag von Janaldo »

Öröc hat geschrieben: Sonntag 30. Juli 2017, 14:53 ich halte die debatte für schrott.
ich bezweifle, dass elektroautos generell umweltfreundlicher sind, nur weil die energie und der dreck woanders (z.b. in nem braunkohle- oder atomkraftwerk) produziert wird.
Sagt ja auch niemand, dass Atom und Kohle die Energiequellen der Wahl sind. Aber selbst wenn, dann ist ein großes Kraftwerk effizienter als 1000 kleine, die nebenher noch herumfahren und ständig wechselnde Lastzustände haben.
und wieso sollen funktionsfähige autos von der straße, weil sie ein gas ausstoßen an dem sich jahrzehntelang niemand gestört hat? das ist doch käse.
dazu stellt sich auch die frage, ob es überhaupt ökologisch sinnvoll ist funktionierende und hinsichtlich des energieverbraus effiziente fahrzeuge zu verschrotten um es durch ein neues zu ersetzen. hier stellt sich dann auch die frage, wer dann am ende gewinnt... vmtl. der hersteller des neuen autos.
Ich bezweifele, dass die verschrottet werden.
Wie kommst du darauf, dass die NOx-Werte jahrzehntelange niemanden gestört haben? Die Grenzwerte werden in Stuttgart schon seit über 10 Jahren ständig überschritten und zwar grob um 100% (https://www.stadtklima-stuttgart.de/sta ... 4-2016.pdf). Die bisherigen Maßnahmen haben eben nichts bewirkt.
Nur weil ein Thema jetzt gerade mehr Aufmerksamkeit bekommt, ist es nicht neu.
die neuen holzöfen, die als moderne heizungen in vielen häusern verbaut wurden, tragen btw. auch einen erheblichen anteil zur innerstädtischen luftbelastung bei. evtl. sollte man hier mal eine katalysatorenpflicht einführen, wenn man die luft in innenstädten mit überschaubarem mitteleinsatz verbessern will.
also verallgemeinernd.

ich halte die feinstaubdebatte für völligen bullshit.
beenden würde ich sie durch eine korrektur der grenzwerte für die feinstaubbelastung nach oben. es ist halt einfach ned realistisch mitten in der stadt die luftqualität eines kurorts zu haben.

die neuen holzöfen, die als moderne heizungen in vielen häusern verbaut wurden, tragen btw. auch einen erheblichen anteil zur innerstädtischen luftbelastung bei. evtl. sollte man hier mal eine katalysatorenpflicht einführen, wenn man die luft in innenstädten mit überschaubarem mitteleinsatz verbessern will.
Es geht um Stickoxide. Feinstaub hat mit dem aktuellen Fahrverbots-Urteil gar nichts zu tun.

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Re: Politik allgemein

#1015 Beitrag von Öröc »

Punkt 1)
das bezweifle ich grundsätzlich nicht. nur haben beispielsweise braunkohle und atomkraft eben andere risiken, bzw. probleme --> co2 ausstoß, umgestaltung und zerstörung von rießigen flächen in den abbaugebieten, unfallgefahr, entsorgung etc. ferner hast bei zentraler versorgung eben auch einbußen im bereich des wirkungsgrades, weil du den primärenergieträger erst in einen sekundären umwandeln musst, bevor die energie nutzbar wird. dazu kommen übertragungsverluste etc. letztendlich dürfte die höhere effizienz der zentralen kraftwerke durch diese effekte aufgefressenwerden.

punkt 2) natürlich fallen die verschiedenen formen der stickoxide unter den sammelbegriff feinstaub. es hört sich halt noch bissel giftiger an. das ist ein ähnlicher effekt wie bei lebensmittelkennzeichnungen. ich wette du würdest, wenn du die wahl hättest ein lebensmittel mit dem zusatzstoff zitronensäure einem vergleichbaren produkt, das E 330 enthält vorziehen. beide stoffe sind zwar gleich, aber E 330 klingt halt bissel giftiger.
die aktuelle debatte ist die fortführung der alten feinstaubdebatte unter nem anderen label.

und mein ausgangspunkt:
diese ökologischen argumente entpuppen sich in der regel, wenn sie zuende gedacht werden als augenwischerei. was meiner ansicht nach bleibt ist eine klassische nimby (not in my backyard) haltung bei den dieselgegnern. sprich... hauptsche der dreck fällt ned bei mir an.
wie gesagt. die debatte ist fruchtlos, nervig und anstrengend.

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Re: Politik allgemein

#1016 Beitrag von kottsack »

Weils hier irgendwo stand: Alles, was von der CSU kommt, ist der Erguss von geschmierten Dummköpfen, die als Vertreter für und von noch Dümmeren gewählt wurden.

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Re: Politik allgemein

#1017 Beitrag von Elton »

Ey Kottsack, schreib doch sowas net. Wenn das bescheuerte NetzDG greift, müssten wir so nen Post löschen, auch wenn du Recht hast.

Allerdings sagen die Autobauer, dass du kein Recht hast. Immerhin will der Seehofer ja jetzt Steuersenkungen für Diesel-Neufahrzeuge. Das gefällt denen, also kann es kein Stuss sein.

Was die Kraftwerke angeht, denkt ihr zu kurz. Gehen wir mal von dem in GB angedachten Zulassungsverbot für Verbrenner-Neufahrzeuge ab 2040 aus. 23 Jahre sind ein realistischer Zeitrahmen, um zum einen Solar-/Wind-/Wasserstrom noch effizienter zu machen, zum anderen auch die Speichertechnologie zu verbessern. Windvergasung konnte schon auf 40-60% Effizienz verbessert werden. Tesla hat neue Akkus für Gebäudespeicher in der Pipeline, die das bisher verfügbare erheblich optimieren soll. Zudem sind neue Akkus mit Silizium-Anoden in der Entwicklung, die bei höherer Kapazität länger halten. Die Welt bleibt nicht stehen auf dem Gebiet. Kohle muss genauso weg wie Kernspaltung. Und bis die Kernfusion endlich funktioniert, wird es noch dauern. Solange wird Wind und Sonne aber die Energie der Wahl sein, mit ein paar Gaskraftwerken für die Grundlastbeihilfe. E-Antriebe sind dann perfekt, wenn sie mit "grünem" Strom betrieben werden.

Auch die Debatte wegen den wegfallenden Arbeitsplätzen in der Autoindustrie ist meines Erachtens Müll. Klar, ein E-Motor hat 10 Bauteile, ein Verbrenner 100. Da fallen Arbeitsplätze von der Montage bis zur Reparaturwerkstatt weg. Aber durch steigende Automatisierung wären ein Teil davon eh entfallen.

Jetzt spinnen wir das Ganze aber mal noch ein Stück weiter, wenn voll-autonome Fahrzeuge den Markt erreichen. Zeitlich dürften wir da auch wieder spätestens bei 2040 angelangt sein.
Ich hab kürzlich eine Studie gelesen, die an der Idee mal rumüberlegt hat. Voll-Autonome E-Fahrzeuge sind vor allem auch für große Flotten interessant. Wer sagt denn, dass in 20 Jahren noch jeder ein eigenes Auto hat? Wenn du ein Fahrzeug brauchst, drückst du auf den Knopf und ein paar Minuten später steht ein Robo-Taxi vor der Tür, dass dich zu deinem Ziel bewegt. Das ganze bei Kosten von 5ct je Kilometer. Die wurden von den Machern der Studie als machbar eingestuft. Ich fahr 10.000 km im Jahr. Bei 5ct komm ich dann auf 500 € Taxikosten. Inkl. Abschreibung kostet mich mein Auto momentan aber 2.000 – 3.000 € im Jahr. Wozu sollte ich dann noch ein eigenes Auto haben? Gut, ich leb auf dem Land, da ist das immer besser, weil da sicher nicht so viele Robo-Taxis verfügbar wären. Aber die Städter können komplett darauf verzichten. Allerdings könnte ich dann auf ein kleines Fahrzeug setzen, mit dem ich schnell mal wohin komme. Für alle größere Fahrten kann man dann immer noch ein Fahrzeug auf Termin kommen lassen.

Das ganze Geschrei um das E-Auto ist jetzt etwas, über das in 50 Jahren keiner mehr reden wird. Es kommt so oder so. Allerdings werden die Scheichs alles dran setzen, das zu verhindern. Den Autobauern kann es an sich egal sein. Die verkaufen statt Verbrenner dann eben Elektroautos, ggf. sogar mit Aufpreis, weil es so schön umweltfreundlich ist. Problem ist nur, dass alle großen Autobauer das Thema verpennt haben, wie sie es immer tun. Wäre das Modell 3 von Audi und nicht von Tesla, dann hätten wir jetzt aber eine völlig andere Debatte.
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Re: Politik allgemein

#1018 Beitrag von Janaldo »

Öröc hat geschrieben: Montag 31. Juli 2017, 08:19 Punkt 1)
das bezweifle ich grundsätzlich nicht. nur haben beispielsweise braunkohle und atomkraft eben andere risiken, bzw. probleme --> co2 ausstoß, umgestaltung und zerstörung von rießigen flächen in den abbaugebieten, unfallgefahr, entsorgung etc. ferner hast bei zentraler versorgung eben auch einbußen im bereich des wirkungsgrades, weil du den primärenergieträger erst in einen sekundären umwandeln musst, bevor die energie nutzbar wird. dazu kommen übertragungsverluste etc. letztendlich dürfte die höhere effizienz der zentralen kraftwerke durch diese effekte aufgefressenwerden.
Stimmt schon, aber bei Verbrennern musst du auch früher ansetzen. Das Zeug kommt nicht einfach aus der Zapfsäule, da gibt es ebenfalls Zerstörung durch den Abbau und Unfälle (Deepwater Horzion). Aber hauptsache not in my backyard ;-)
Öröc hat geschrieben: Montag 31. Juli 2017, 08:19 punkt 2) natürlich fallen die verschiedenen formen der stickoxide unter den sammelbegriff feinstaub. es hört sich halt noch bissel giftiger an.
Stickoxide sind eine Teilmenge von Feinstaub bzw. können Feinstaub erzeugen.
Aber bei dem Stuttgarter Urteil ging es ausschließlich und explizit um Stickoxide, deren Hauptquelle nunmal die Verbrennung fossiler Brennstoffe und vor allem Diesel ist.

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Re: Politik allgemein

#1019 Beitrag von kottsack »

@ Elton: Kannst die Schnüffler gerne an mich weiterleiten. Ihr habt damit nix zu tun. Ausserdem stimmts wirklich.

Weiterhin sind deine Zukunftsvisionen sehr schön - wenn sie doch nur jemand in Entscheidungspositionen wünschen würde. Tut aber keiner und so gibts wie immer ein paar Bauernopfer bei den Autoheinis und für den "Ich-verkaufe-unsere-Autobahnen"-Dobbi hinterher ein schönes Pöstchen in der Autobahn-Gesellschaft.

Die Stadtleute könnten tatsächlich am Ehesten drauf verzichten. E-Autos....hm....gibts in der Stadt schon und heißt U-Bahn. Das nutzen auch einige, wenngleich es hier in der Stadt, in der ich gerade hause, ein wichtiges Statussymbol ist, dass 1-3 sinnlose Blechhaufen vor der Tür stehen - bevorzugt natürlich mit den deutschen Sternen, Kreisen oder Ringen drauf. Problem ist: in den Millionenstädten leben zu viele Arschlöcher, die solche Kärren brauchen und diese Arschlöcher verdienen gut und haben auch direkten Einfluss auf die herrschende Kaste und deshalb wird sich daran, bis auf ein paar Alibiprojekte so schnell nichts ändern.
Die Fusion hast du weiterhin noch angeschrieben - tja, die kommt sicher nicht aus Deutschland, denn der staatliche F&E-Sektor wird jedes Jahr immer noch brutaler zusammengestrichen.

Eine Hauruck-Aktion bei diesen großen Projekten dient niemandem, aber langfristige Planung ist nicht im Interesse der jeweiligen Machthaber einer Legislaturperiode.

Ja, ich schimpfe auf alles, aber die Welt der Kinder der SUV-Wichser geht kaputt - meine reicht mir noch, bis ich mal den Deckel von innen zumachen werde und so lange ich mit solchen Arschlöchern zusammen auf der selben Welt leben muss, ist mir das auch egal. Viele schimpfen, aber kaum einer fängt im Kleinen mit dem Umdenken bei sich selbst an. Pech gehabt. Eure Kinder werden eine scheiß Welt vorfinden! :10:
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Re: Politik allgemein

#1020 Beitrag von Öröc »

hey kottsack,wolll mer uns amal zamscheiben für ein bier? wär evtl. sogar witzig :)

@janaldo... dasselbe gilt für dic. ist ja nimmer weit :)

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