Mein kleiner Southside 2019-Bericht fehlt noch. Diesmal vielleicht etwas kürzer.
Donnerstag war Anreise und wir sind in ein richtiges Kackwetter reingefahren. Anreise selbst ging relativ staufrei - 15 Minuten Stop&Go ab der Ortsmitte von Neuhausen, also gute 500m vor der Parkplatzeinfahrt. Das ist bei einem 60.000er wie immer voll ok. V.a. war das echt praktisch, weil als wir im Stau standen, ein richtiger Regenguss runterging. Wären wir ohne Verzögerung durchgekommen, hätte ich da grad meinen Wagen beladen und alles wäre durchgeweicht gewesen. Die Zusatzinfo noch: an dem Donnerstag war in Süddeutschland ein Feiertag (ich glaube Fronleichnam), also war gut was los. Wir kamen so zwischen 16.00-17.00 Uhr an, also zu einer der Hauptanreisezeiten. Dennoch: Wagen gepackt und Zeug zum Gelände gezogen, wo es ohne anstehen im Bädlezelt das Bändchen und den Müllsack gab und ohne Anstehen die Gepäckkontrolle war. Southside ist, wie ich jedes Jahr schreibe, das am besten organisierte Festival, das ich kenne.
Ein Zeltplatz auf dem wohlbekannten Gelände war schnell gefunden und der Donnerstag nahm seinen Lauf. Die Warmup-Party, die es seit glaub 3 Jahren gibt, wo sie am Donnerstag auch schon Bands spielen lassen, haben wir uns geschenkt. Am Grill ist es einfach schöner, auch wenn Moop Mama oder Rodgers bestimmt nett gewesen wären. Aber scheiß drauf. Donnerstag gehört dem Zeltplatz, auf dem jetzt von 2-8 Uhr Nachtruhe herrschen soll - das Partyzelt macht um 5 Uhr erst dicht und wir haben es, fast an der hinterletzten Ecke in Zimmerlautstärke gehört. Aber mich stört das nicht. Da bin ich eh noch wach.
Also, Freitag gings los auf das leicht umgestaltete Gelände. Das Southside hatte bisher 2 große Bühnen und zwei Zeltbühnen - eine richtig große und eine kleinere. Die vergangenen Jahre war das rote Zelt immer wieder wegen Überfüllung zu - grad bei angesagten Gymnastenbands - und deshalb haben sie jetzt aus der roten Zeltbühne die rote Bühne gemacht. Viel Platz und sie "frisst" sich ein wenig in den Zeltplatz rein. Das ist ganz praktisch, weil du beim Einlass immer ein bisschen "rot" kucken und auf jeden Fall hören kannst. Das weiße Zelt steht jetzt da, wo früher das rote war und die grüne (Haupt-)bühne hat jetzt, ob des fehlenden Zeltes, nach hinten mehr Fläche für die Leute. Dazu kommt noch ne echte Bühne auf dem Zeltplatz, wo der Party-DJ der Nacht und vormittags Poetry-Slam und mittag rum kleinere Bands waren. Das war schon launig.
Die Verpflegung: ich kann nix zu sagen. Ich habe an diesem Wochenende 0 Euro auf dem Gelände ausgegeben. Die Fressstände sind nur Instagram-Fressen, das vielleicht gut ausschaut, aber Schrottessen zu Mondpreisen ist. Es gibt keinen Pizzawagen und den berühmten Nudelmario vermisse ich schon seit 2 Jahren. Jetzt gibts sowas wie einen 15cm Durchmesser Pappteller mit einer Lage Gnocci für 8 Euro und änhliche Frechheiten. Das ist echt so teuer geworden. Aber gut, wers will, der solls kaufen. Zu Trinken gabs Becks und das rühre ich auf Festivals grundsätzlich nicht mehr an - also Selbstverpflegung am Platz und gut is. Da die Wege auf dem Southside nie weit sind, geht das auch locker.
Dazu gabs noch eine Neuerung: den Festival-Aldi. Ich hab das erst als etwas komisch angesehen, aber am Sonntag hab ich mir den mal angeschaut. Das ist ja klasse! Gerade bei einem selbertrage-Festival wie dem Southside ist das einfach klasse. Der hat halt, wo er im normalen Sortiment die Markensachen neben der Eigenmarke stehen hat, nur die Markensache da gehabt, aber es waren normale Preise und er war riesig. Ich hab mir einfach ein Eis gekauft und noch was zum Frühstück für Montag, weil es alle war. Echt klasse! Is zwar Luxus, den es nicht bräuchte, aber das nehme ich das nächste mal gern an, wenn es das dann noch gibt.
OK, Bands, die ich gesehen habe. Ich hab diesmal erst gar nicht alles auf dem Plan angemalt, was ich wollte. So war es stressfreier und meine Quote war ok und schaffbar. Keine Garantie auf die richtige Reihenfolge - ich finde grad den Zeitplan nicht mehr und hab nur ne Liste.
Freitag gings los mit
Ten Tonnes im Zelt. Heidewitzka, was für ein wundervoller Anfang. Aus denen wird wohl nie mehr als eine Zeltbühnenband, aber das können sie. Gemütlicher Indie-Rock, fast bisschen Radio, aber wenig genug, damit ich es mag. Das war einfach schön (und heftig zu sehen, wie der Basser seinen Bass hält - hab ich auch noch nie so deutlich gesehen. Normal hängt der ja irgendwo unter dem Hoden, aber der hatte ihn wie ein Maschinengewehr und einen gefühlt 2m langen linken Arm)
Hörprobe (verbreitet das - die Burschen sind gut):
Dann kamen die
5 Sterne Deluxe auf der roten Nicht-mehr-Zeltbühne. Ja, der Alterseffekt schlägt zu. Es war in Ordnung. Was mir aber in Erinnerung bleibt, und worüber ich bei Franz Ferdinand letztes Jahr schon geschimpft habe: bei den alten Hits wurde Tempo rausgenommen, weil sie sonst mit dem Sprechgesang nicht mehr hinterherkommen. Ja, es war eine kleine Zeitreise. Die machen immer noch die Hip-Hop-Hüpfshow auf der Bühne. Aber das siehst du einfach nicht mehr und ich bin es nicht mehr gewohnt, das zu sehen, was vor 15 Jahren noch normal war. Mein Kuckverhalten hat sich ein wenig geändert. Also die 5 Sterne müssen echt aufpassen, dass sie den Absprung nicht verpassen. Die haben gutes Zeug und die sind auch gut, aber sie sind aus der Zeit gefallen. Gerade gehts noch - in 5 Jahren......ich weiß ja nicht.
Dann kommt in meiner Reihenfolge auch gleich mein Wochenendhighlight:
Christine and the Queens
Die waren einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Ich hab mir beim Einhören gedacht: ja, bisschen elektonisch, nicht ganz so flennig wie London Grammar z.B., schau ich mir an, wenn ich da bin.
So, und da steht dieses Persönchen auf dieser riesigen Mainstage im Sonnenuntergang, mit einer Lampenreihe auf Hüfthöhe als Bühnenbild und macht eine Collage aus Kunst. Das war Konzert, Tanzveranstaltung, bisschen Feuerwerk, Theater....Hammer. Ich war mit einem Kumpel dran, der einfach unbekannterweise mitgegangen ist und wir waren einfach nur eine Stunde schweigend und unbeweglich nebeneinandergestanden und haben das angeschaut und erst wieder gesprochen, als es vorbei war. Da war so viel, dass ich gar nicht alles erfassen kann. Da waren Michael-Jackson-Tanzeinlagen, ausdrucksstarke Bilder, tolle, minimalistische Musik, ein Wahnsinnsgesang (englisch und französisch ständig wechselnd) und das alles von dieser zierlichen Figur. Ein A Capella-Cover von Bowie, dass der ganze Platz bis zu den hinteren Boxen einfach still war und dastand und sich das angehört hat. Hammer! Das hätte auch 1a mit Bestuhlung funktioniert. Es war einfach herrlich und so skurril deplatziert. Ich meine: hinterher kamen die "Bauern" von den Foo Fighters auf die gleiche Bühne und machen ordinäre Rockmusik. Hammerhammerhammer! Das war das Beste, was ich auf der grünen Bühne je gesehen habe (und ich war glaub ich das 11. oder 12. mal auf dem Southside)
Mal ne Hörprobe, wobei das eigentlich nur einen kleinen Teil erfasst - aber es ist ein Musikforum und deshalb:
Danach gings geflasht zum Zeltplatz zum Grill. Waren ja nur noch die Foo Fighters an dem Abend und mitten in der Nacht noch The Cure. Ich finde die Foo Fighters echt klasse - du hast das ganze Duschzelt und den ganzen Zeltplatz für dich. Super! Das war auch klasse! Habs mir mit einem Spezl, der eh keine Bands anschaut, gemütlich gemacht und die Ruhe genossen. Ich find die Foo Fighters einfach kacke, aber dafür sind sie gut. Mir wurde berichtet, dass sie eine sehr gute Publikumssteuerung hatten. Hab ich aber auch nicht anders erwartet - die machen das ja auch schon ein paar Jahre.
Zu The Cure hatte ich einfach keinen Bock mehr. Konzert von 0.00 Uhr-01.30 Uhr - ich find das scheiße, dass die Konzerte so lang dauern - das nimmt dem Zeltplatz schon ein wenig das Flair - naja, Cure müssen auch echt nicht so toll gewesen sein. Alles richtig gemacht, v.a. weils Wettermäßig echt nicht soooo toll war. Es war kühl (war auch schon kühler), immer wieder etwas nass, wobei es echt auch nicht so wild war. Nachts hats halt angezogen.
Samstag:
Es ging lso auf der Zeltplatzbühne mit der
Sondaschule, die noch eine Woche vor Abfahrt bekanntgegeben wurde. Das ist für mich natürlich ein Pflichttermin. Bewaffnet mit Zeltplatzbier und Schnaps hat sich eine richtig schöne Partymenge gebildet und es ging sauber ab. Ich hätte mir natürlich gern ein paar mehr ältere Sachen gewünscht, aber es war auch so super! Endlich wieder Polonaise bei einem Konzert!
Da wir schon so weit vorgelatscht waren, gings weiter aufs Gelände und zu den
Sea Girls. Die hatten sich im Vorfeld auch nett angehört - so wie Ten Tonnes. Die waren aber einfach nur langweilig. Sie haben die Stimme der Kooks, sind aber vollkommen belanglos.
Zurück zum Zelt, weil der Spielplan echt so beschissen lückenhaft für mich war - immer wieder 2h Pause zwischendrin und nix einfach so anzuschauen. Dem sind Skinny Lister, Cigarettes after Sex und Pond zum Opfer gefallen, die ich alle gern gesehen hätte. So gings halt auf den Zeltplatz und zu
Bilderbuch wieder vor. Ich hab die ja noch nie gesehen - und werd sie mir auch nie mehr anschauen. Ich rede in den höchsten Tönen von denen, aber live sind die einfach nur Mist. Mehr will ich dazu auch gar nicht schreiben.
Papa Roach hab ich bewusst ausfallen lassen, weil die bei den scheiß Onkelz gespielt haben, also halt noch die
Hosen mal wieder - hatte sie schon länger nicht mehr gesehen und es war ein für Hosen-Verhältnisse solider Standardauftritt, was ihn, wie ich woanders schon geschrieben habe, zu einem objektiv guten bis sehr guten Auftritt gemacht hat. Es war alles dabei - sogar Lieder, die älter sind als ich.
Nach den Hosen gings dann zurück auf den Zeltplatz und in eine schöne Nacht mit schönen Leuten.
Sonntag:
Schmutzki war auf der Liste, war aber einfach zu früh. 12.00 Uhr ist unmenschlich. Also gings mit
Montreal los. Guter Auftritt, macht mir einfach immer Laune. Grundsätzlich fand ich das Sonntagsprogramm das beste, aber es war halt Sonntag - das waren die Bands, die für Saufumsatz und Partyspass sorgen und das tun sie halt am Sonntag nicht mehr. Da ist bei fast allen der Akku schon leer, die Hälfte muss am Abend heim fahren und du hast schon so viele Latsch-Kilometer und Zelttage in den Knochen. Aber die Sonne kam raus und brannte runter.
Ja, ausgefallene Bands, weil schon ewig oft gesehen/nicht besoffen genug dafür/ungünstiger Spielplan: Frank Turner, Me First, Razz, Die höchste Eisenbahn, Muff Potter, Flogging Molly, 257ers, Pascow, Mumford.
Angeschaut habe ich tatsächlich noch
die Wombats, die ein Standardkonzert abgeliefert haben - es war echt in Ordnung.
Scheiße, ich merk grad, dass ich Sonntag nur 2 Sachen angeschaut hab. Naja, egal. Wirklich neu wäre das wenigste da gewesen.
Abreise am Montag war sehr schön - hab gleich meinen Biervorrat für den Festivalsommer und ne neue Kühlbox mitgenommen. Eigentlich wollte ich noch ein Wurfzelt, aber das Auto war schon voll.
Fazit: es war ein Southside, was sehr schön war, aber nicht großartig in Erinnerung bleiben wird. Es fügt sich ein in einen Pool aus Southsides, die ich nicht mehr auseinanderhalten kann. Macht aber nix. Durchschnitt auf gutem Niveau ist auch nicht schlecht.
Edit:
Pro:
- Organisation
- Der leichte Wandel unter den Leuten, die da sind. Es ist nicht mehr so Assi, aber durchaus nicht spießig. Die Leute werden etwas normaler und wirklich nett - wir hatten nur nette Nachbarn
- Christine and the Queens
- eigentlich auch das Wetter, dafür, was eigentlich angesagt war
- die Müllabfuhr - kommt zu dir ins Camp und holt deinen Müllsack ab und gibt dir auch gleich den Müllstempel auf dein Ticket! Großartig!
- kostenlose Trinkwasserstellen bei den Bühnen.
Contra:
- Preise und Art der Verpflegung
- Einzelduschkabinen, weil sich ein paar gschamige Deppen wohl aufgeregt haben, dass ihnen was weggeschaut werden könnte mit der Folge, dass in Kabinen reingeschissen wird und alles voller Dreck ist
- Dreck: Mädels, die auf Dixis gehen. Ich plädiere für Geschlechtertrennung bei Dixis. Dann können die Damen schön ihre eigenen Klos vollscheißen und verbrunzen und die Kerle setzen brav ihren gigantischen Stinkehaufen, aber da hin, wo er hingehört und alles ist gut.
- Ungleichbehandlung von Resort-Arschlöchern und dem normalen Fußvolk. Ein Kumpel darf mit seinem Turnbeutel, wo ne Trainingsjacke drin ist nicht aufs Konzertgelände und sich für 10 Euro einen durchsichtigen Beutel kaufen und die Schickis in den Stöckeln mit dem iPhone und der hässlichen braunen Riesenhandtasche dürfen natürlich so drauf - ebenso wie die Meute an Silberrücken mit den Rucksäcken. Ich finde, es sollte fair bleiben.